Travel Notes #30: Vientiane und Vang Vieng

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8 Minuten

Titelfoto: Ballons über Vang Vieng. Bevor wir hier landen, liegt noch Einiges vor uns.

Wieder einmal steht eine längere Busfahrt an. Wir lassen Thakhek hinter uns und reisen weiter nach Vientiane, die Hauptstadt von Laos. Über die Fahrt an sich gibt es dieses Mal gar nichts zu meckern. Aber irgendwo muss doch hier der Haken sein – und der hat es in sich.

Wir können uns wirklich nicht beschweren. Der Bus ist einigermaßen komfortabel und es gibt, wie in den meisten Fällen eine längere Pause, in der man etwas essen oder sich die Beine vertreten kann. Nach etwa 8 Stunden sind wir nicht mehr weit entfernt vom Ziel und so langsam aber sicher sind wir froh, wenn wir unser Hotel erreichen. So eine lange Fahrt schlaucht dann doch ganz schön. Wir fahren einen Busbahnhof an und viele der Fahrgäste steigen aus. Ich werfe einen Blick in meine Maps App. Wir sind noch immer über 10 Kilometer von Vientiane entfernt. Also bleiben wir im Bus. Doch der Fahrer fordert uns und alle anderen auf, den Bus zu verlassen. Unser Gepäck liegt schon auf der Straße.

Ein Bus am Southern Terminal wird für die Fahrt beladen.

Anstatt im zentralen Busbahnhof von Vientiane sitzen wir jetzt mit Sack und Pack am Southern Bus Terminal. Das kotzt uns extrem an, denn laut Ticket sollten wir direkt in die Stadt gebracht werden. Die Tuk-Tuk und Taxi-Fahrer um uns herum wittern schon das dicke Geschäft und verlangen astronomische Preise. Selbst, wenn wir auf die geforderten Preise eingehen wollen würden, könnten wir es nicht, denn unser Bargeld ist fast komplett aufgebraucht. Wir kontaktieren unseren Ticketverkäufer via Whatsapp, der natürlich der Meinung ist, dass das ganz klar unser Fehler ist.

Wie der Zufall so will, hat Melinas Schwester Carolin während ihres Studiums in Schweden eine Vientianerin kennengelernt, die sie für uns kontaktiert. Diese bietet sogar an, uns abzuholen. Das Angebot möchten wir dann aber nicht annehmen, da sie erst noch einen fahrbaren Untersatz organisieren müsste. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den Tuk-Tuk Fahrern in zähe Verhandlungen zu gehen. Und das, wo wir durch die Situation eh schon übelst angefressen sind.

Wir sind bereits über 1 Stunde am Busterminal und finden einfach niemanden, der uns zu einem halbwegs normalen Preis in die Stadt bringen möchte. Angeblich soll es einen Linienbus geben. Aber niemand, nicht einmal das Personal an den Ticketschaltern kann uns sagen, wo, geschweige denn wann ein Bus fährt. Wir machen uns selbst auf die Suche, geben aber nach einer halben Stunde auf und gehen zurück ins Terminal. Melina findet dann tatsächlich jemanden, der uns für 100000 KIP in die Stadt fahren wird. Unsere Rucksäcke werden auf den Wagen geladen und wir sollen schon einmal Platz nehmen.

Wir warten und warten. Inzwischen ist es dunkel und den Fahrer haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wir gehen davon aus, dass er noch nach ein paar Fahrgästen sucht, um das Fahrzeug voll zu machen. Es vergeht über eine weitere Stunde ohne das irgendetwas passiert. Unsere Laune ist komplett im Keller. Wir gehen zu einem Kollegen des Fahrers, der uns auf einmal nicht mehr versteht und meint „talk lao to me“. Die Dreckschweine haben uns eiskalt verarscht. Wir haben Stunden verloren an diesem verdammten Busbahnhof und haben die Schnauze gestrichen voll. Wir nehmen unsere Sachen und notfalls gehen wir die 10 Kilometer zu Fuß in die Stadt, bevor wir so einem A…loch auch nur noch einen KIP in den Rachen werfen.

Gerade, als wir uns damit anfreunden, einen langen Marsch bis in die Stadt zu machen, finden wir doch noch einen alten Mann, der uns für umgerechnet 6 € fahren möchte. Sein Tuk-Tuk fällt zwar fast auseinander, aber das ist uns gerade sowas von egal. Wir wollen einfach nur noch ins Hotel und irgendwo etwas essen.

Vom letzten Bargeld kaufen wir uns ein Abendessen an dieser Street Kitchen.

Die Hauptstadt von Laos ist im Gegensatz zu anderen Metropolen eher unspektakulär. Sie hat nicht besonders viele Sehenswürdigkeiten und auch sonst ist es hier weniger hektisch, als in anderen Großstädten. Neben dem Patuxai (das Tor des Sieges) ist das größte Highlight wohl der Nachtmarkt, auf dem es größtenteils Kleidung zu kaufen gibt und der angrenzende Rummel, der aber eher für die Kleinen interessant ist.

Das Tor des Sieges.

So beschaulich wie die Hauptstadt ist, so unspektakulär ist auch unser Aufenthalt an diesem Ort. Unser Tagesablauf besteht hauptsächlich daraus, etwas Essbares zu finden und durch die Straßen zu schlendern. Das ist nicht weiter schlimm, denn so können wir ein bisschen entspannen und das Theater der Anreise verarbeiten.

Ein Straßenmusiker versprüht gute Laune in Vientiane.

Am letzten Tag vor der Weiterreise nach Vang Vieng verkühle ich mich an einem Milchshake. Das ist zwar ärgerlich, kann aber ja mal passieren. Doch diese Kleinigkeit verhagelt mir fast meinen gesamten Aufenthalt in Vang Vieng.

Der Erwachsenenspielplatz

Alleine für diesen Ausblick lohnt sich das frühe Aufstehen.
Auf diesen ausrangierten Schläuchen schwimmen die amüsierwütigen Touristen den Fluss hinunter.

Vang Vieng ist wie ein Spielplatz für Erwachsene. Tagsüber stürzen sich hunderte Touristen auf Schwimmreifen in den Nam Song River und lassen sich von der Strömung an kleine Bars treiben, wo sie sich ordentlich die Fassade bepinseln (einen über den Durst trinken). Ganz ungefährlich ist diese „Attraktion“ allerdings nicht. Vor ein paar Jahren gab es regelmäßig Tote zu beklagen, die sich erst betranken und schließlich im Fluss ertranken. Das ging soweit, dass es für eine Weile verboten war, das so genannte Tubing anzubieten.

Doch auch der Konsum von Drogen ist in Laos streng untersagt. Trotzdem bekommst du in vielen der Kneipen sogenannte „Happy Meals“, Joints und Mushrooms. Täglich sehen wir Leute in den Bars, die auf Wolke 7 zu schweben scheinen. Für uns persönlich ist das nichts und dank meiner Erkältung ist für die nächsten Tage eh nur Tee trinken angesagt. Nichtmal ein Pils bekomme ich durch den Hals.

An diesem Stand muss das Fleisch von besonders guter Qualität sein.

Insgesamt verbringen wir 9 Tage in Vang Vieng und erst am letzten Tag geht es mir soweit besser, dass wir etwas unternehmen können. Wir mieten uns einen Roller und fahren zu einer der vielen blauen Lagunen, die überall in der Region verteilt sind. Bei unserer Ankunft an der „Blue Lagoon 3“ bin ich im ersten Moment etwas schockiert. Irgendwie hatte ich mir den Ort etwas anders vorgestellt. Entlang der „betonierten“ Lagune sind in einer langen Reihe Tische aufgestellt, an denen die Gäste wie Hühner auf der Stange aufgereiht sitzen und aufs Geschehen im Wasser starren. Es gibt eine Art Sprungbrett und eine Seilbahn und ein paar kleine Kanus, mit denen man in dem Becken umher fahren kann.

Da ich immer noch mit meinen Erkältungssymptomen zu kämpfen habe, hat sich für mich der Gang ins kühle Nass ohnehin erledigt. Nachdem Melina sich ein paar Mal mit der Seilbahn ins Wasser „katapultiert“ hat erkunden wir eine Höhle im angrenzenden Berg, die ebenfalls im Eintritt enthalten ist. Der Aufstieg ist härter, als wir von unten angenommen haben. Trotzdem lohnt sich der Aufstieg durch den teilweise dichten Dschungel. Fast am Ziel angekommen, müssen wir durch eine enge Felsspalte klettern. Wie wir das auf dem Rückweg umsetzen sollen, wissen wir noch nicht. Wir schaffen es dann aber heil wieder zurück und meine anfängliche Skepsis gegenüber dem Ort ist vollständig verflogen.

Inzwischen ist es Nachmittag und wir schlagen so langsam aber sicher den Rückweg nach Vang Vieng ein. Vorher machen wir aber noch Halt am Nam Xay, von dem man eine fantastische Aussicht über die Landschaft haben soll. Der Aufstieg ist verdammt anstrengend und auch nicht ganz ungefährlich. Nur einige Abschnitte des Weges sind befestigt und haben eine Art Geländer. An anderen Stellen hangeln wir uns mehr oder weniger von Baum zu Baum und hoffen, dass wir uns dabei nicht abpacken.

Die tolle Landschaft auf dem Weg zum Nam Xay Aussichtspunkt.

Nach etwa einer halben Stunde höchst anstrengenden Aufstiegs erreichen wir den Gipfel, auf denen sich Touristenmassen drängeln und quetschen. Von einem verlassenen und ruhigen Ort, so wie es im Internet gern suggeriert wird, kann hier kaum die Rede sein. Wir machen ein paar Fotos und versuchen den Moment zu genießen, was durch das Gewusel der vielen Leute aber eher schwer ist. Mit dem Voranschreiten des Sonnenuntergangs begeben wir uns wieder nach unten zu unserem Roller und fahren nach Hause.

Es war schon ärgerlich, dass wir durch meine Erkältung kaum etwas Aufregendes in Vang Vieng unternehmen konnten, doch der letzte Tag hat den gesamten Aufenthalt extrem aufgewertet und so überwiegen die guten Erinnerungen an diese Stadt und ihre Region. Nicht zuletzt auch aufgrund der tollen täglichen Sonnenuntergänge mit Heißluftballons in einer fantastischen Kulisse, welche wir vom Balkon aus genießen konnten.

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