Photo Notes #3: AI Art – Ist das Kunst oder kann das weg?

Titelfoto: Das Bild zeigt eine Straßenszene einer Großstadt. Bei genauerem Betrachten sieht man aber relativ schnell, dass das Bild nicht real ist. Das liegt aber auch an meinen limitierten Skills im AI Bereich. Je detaillierter die Eingaben, desto detaillierter das Endergebnis.

Seit einigen Wochen überschwemmen Apps den Smartphone Markt, mit denen sich durch wenige Handgriffe bzw. der Eingabe einiger Stichwörter ganz einfach “Kunstwerke” erschaffen lassen, die sich zum Teil kaum noch von realen Fotos unterscheiden lassen. Doch ist das wirklich noch Kunst im eigentlichen Sinne und welche Gefahren können dadurch entstehen?

AI = artificial intelligence oder auch KI = Künstliche Intelligenz bedeutet vereinfacht gesagt, die Intelligenz des Menschen wird auf Maschinen übertragen, indem diese mit Wissen und Daten gefüttert werden. Im Falle von KI Bildgeneratoren werden Computer mit Unmengen an Bildern gefüttert. Durch das Eingeben von Texten oder einzelnen Stichwörtern generiert der Computer daraus dann komplett neue Bilder.

Die (meine) Definition von Kunst

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir den Begriff “Kunst” erst einmal definieren. Viele Menschen assoziieren mit dem Begriff Kunst in erster Linie Malerei oder Bildhauerei. Doch die Kunst ist so viel mehr. Maler, Zeichner, Musiker, Schriftsteller, Handwerker, Fotografen – sie alle sind Künstler (sorry an diejenigen, die ich vergessen habe). Kunst entsteht meiner Meinung nach im Kopf. Durch unsere Gedanken, Ideen und Kreativität schaffen wir etwas Einmaliges, was wir mit unseren Werkzeugen in Kunstwerke verwandeln. Was für den Maler der Pinsel oder für den Musiker das Musikinstrument ist, sind für den Fotografen die Kamera und die Objektive.

Doch was ist, wenn wir all das nicht mehr brauchen? Wenn wir nur noch ein paar Worte in eine App eintippen und ein paar Sekunden später bastelt die künstliche Intelligenz daraus ein Bild, das du auch noch veröffentlichen und uneingeschränkt nutzen kannst? Wer braucht dann überhaupt noch einen Fotografen oder einen Maler?

Die Kunst hat schon viele Schlachten geschlagen

Der “Konflikt” zwischen AI und Fotografie ist keineswegs der erste seiner Art in der Kunstwelt. Mit der Erfindung der Fotografie 1826 durch Joseph Nicéphore Niépce und der Beginn der Portätfotografie 1839 durch Louis Daguerre hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Die Porträtmaler der damaligen Zeit sahen mit dem Siegeszug der Fotografie ihre Felle davonschwimmen.

Charles Baudelaire by Étienne Carjat, circa 1862

«Die Fotografie ist der Todfeind der Malerei, sie ist die Zuflucht aller gescheiterten Maler, der Unbegabten und der Faulen.»

Charles Baudelaire (1821-1867)

So hart wie der französische Dichter Charles Baudelaire damals mit der Fotografie ins Gericht ging, würde ich mit der AI wohl nicht umspringen. Aber es zeigt, dass schon immer mit harten Bandagen gekämpft wurde, wenn es um neue Arten der Kunst ging.

Ist AI Art der Todfeind der Fotografie?

In diversen Fotogruppen auf Facebook tauchen immer öfter “Fotos” auf, die mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Die Meinungen dazu gehen in den Kommentaren stark auseinander. Während die einen es für völlig legitim halten, solche Bilder in Fotogruppen zu posten, gehört es für die Anderen nicht in die Kategorie der Fotografie.

In vielen Fällen können die KI generierten Fotos bei näherem Hinsehen schnell als solche entlarvt werden. Bei einigen ist es jedoch nicht direkt ersichtlich. Je mehr Zeit und Arbeit ein AI Künstler in sein Projekt steckt, desto detailreicher und realer wird sein Endergebnis. Trotzdem sollten die Ersteller ihre Kunstwerke der Ehrlichkeit halber als AI Art deklarieren, wenn sie sie veröffentlichen.

“Photography is dead” erstellt mit künstlicher Intelligenz (KI).

Inzwischen wurden AI generierte Bilder sogar bei Fotowettbewerben eingereicht und tatsächlich auch ausgezeichnet, was meines Erachtens nach zumindest fragwürdig ist. Für mich haben sie in Fotowettbewerben nichts zu suchen, schließlich reiche ich ja auch kein Foto bei einem Malwettbewerb ein. Mein Vorschlag wäre, dass sie in Zukunft eine eigene Kategorie bei Photo Contests bekommen oder das die Community eigene Wettbewerbe veranstaltet.

Ähnliche Ansichten vertritt auch der Fotokünstler Boris Eldagsen, der mit einem KI generierten Bild bei den Sony World Photo Awards 2023 in der Kategorie “Kreativ” den ersten Platz belegt hat. Er hat bei der Einreichung allerdings keinen Hehl daraus gemacht, dass es sich um generiertes Bild handelt, so hat er direkt auf seine Webseite verwiesen, wo dies klar erkennbar ist. Als sein Bild in der Kategorie “Kreativ” gewonnen hat, machte er die Jury nochmals darauf aufmerksam, dass es kein echtes Foto ist. Nachdem sich die Organisatoren beraten haben, entschieden sie sich trotzdem dafür, das Bild zum Sieger zu erklären. Boris Eldagsen spricht sich allerdings dafür aus, für KI Kunst in Zukunft eigene Wettbewerbe ins Leben zu rufen. Denn auch er unterscheidet hier zwischen “Foto” und “Bild”.

Welche Gefahren birgt AI?

Durch das Generieren von Situationen und Menschen, die nie stattgefunden bzw. gelebt haben, sind natürlich auch für Manipulationen Tür und Tor geöffnet. Gerade in der schnelllebigen Online-Welt, wo oft nur Sekundenbruchteile auf ein Bild geschaut wird, ist die Gefahr groß, dass man etwas als real wahrnimmt, was sich hinterher als Fälschung herausstellt. Hier sehe ich besonders die Gefahr von Meinungsmache und Deepfakes, haben die letzten Jahre doch leider eindrucksvoll gezeigt, wie gespalten die Menschheit in Situationen wie Pandemien oder Kriegen reagiert. So könnten AI Generatoren in den falschen Händen zu einem mächtigen Werkzeug mutieren.

Street Art in Brüssel.

Ob es uns gefällt oder nicht. Die AI Art wird ihren Platz in der Kunstwelt finden und neben all den anderen Genres koexistieren. Wir können nur hoffen, dass sie nur für Kunst und nicht für kriminelle Machenschaften eingesetzt wird, aber das bleibt vermutlich Wunschdenken.

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