Travel Notes #29: Der Loop von Thakhek

Zu oft haben wir uns in der Vergangenheit schon über die verschiedenen Transportmittel geärgert, die uns schlaflose Nächte auf irgendwelchen Highways beschert haben. Bekanntlich lernt man aus Fehlern und genau aus diesem Grund geben wir dieses Mal auch lieber ein paar KIP mehr aus und nehmen den VIP Van, anstatt eines „Sleeping Bus“. Das ist nicht nur bequemer, sondern auch schneller – von wegen.

Coole Socke am Anleger von Don Det.

Die Abreise von Don Det startet wie geplant. Mit einem Boot setzen wir über aufs Festland und steigen dort in den gebuchten Van. Eigentlich können wir jetzt die Füße hochlegen und die Fahrt genießen. Doch diese endet bereits in Pakse.

Die Legende vom VIP Mini Van

Wir sollen das Fahrzeug wechseln und werden mit den anderen Touristen in einen großen Reisebus gesteckt. Hier liegt ein Irrtum vor. Wir haben einen Van gebucht und keinen Bus mit harten Schlafpritschen. Ich versuche mit den Fahrern zu sprechen, die aber scheinbar kein Wort englisch verstehen. Ich zeige ihm unsere Tickets und er versichert uns mit einem verschmitzten Lächeln, dass wir im richtigen Bus „sitzen“.

Der “VIP Mini Van” von Pakse nach Thakhek.
Da hätten wir auch gleich mit dem fahren können.

Die anderen Mitreisenden sind ähnlich überrascht, nehmen es aber mehr oder weniger gelassen hin. Dadurch, dass der Bus nicht ausgebucht ist, haben wir zumindest genügend Platz und jeder hat eine Pritsche für sich. Wirklich bequem sind die Dinger aber nicht. Richtige Matratzen oder Ähnliches gibt es nicht. Naja, da müssen wir jetzt durch.

Die Fahrt geht nur schleppend voran. Die ersten Kilometer schleicht der Bus die Straßen entlang. Dadurch, dass wir im Bus liegen, können wir das Geschehen auf der Straße kaum verfolgen. Wieder mal kommen wir zum Stehen. Nach ein paar Minuten werde ich dann doch neugierig und gehe nach unten, um zu sehen, was los ist. Die Crew sitzt ganz entspannt in einer Garküche, isst Muscheln und trinkt Bier. Keine Info an die Fahrgäste oder sonst irgendetwas. Wir sind gerade mal etwa eine halbe Stunde unterwegs und nun hängen wir hier fest.

Grillgenuss im Sleeping Bus

Die Fahrt geht weiter und langsam wird es dunkel. Wir halten erneut und ein paar Damen mit gegrillten Tieren am Spieß betreten den Bus. Die Sachen sehen aus wie Flughunde und Ratten. Die Spieße sind so lang, dass die Frauen sie immer wieder unter dem Busdach entlang schmieren. Der Appetit ist uns beim Anblick des Grillguts vergangen. Für 5000 Kip kaufe ich eine Tüte trockenen Reis, der sogar ziemlich lecker ist. Aber irgendwann bekomme ich das Zeug so trocken nicht mehr hinunter und mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke noch eine Hand voll davon zu nehmen.

Disco-Feeling im Bus.

Immer wieder hält der Bus an und nimmt neue Fahrgäste auf. Wir werden aufgefordert, die Pritschen jeweils mit einer zweiten Person zu teilen. Es wird kuschelig. Als Europäer kannst du die Beine kaum langmachen und so liegen wir zusammengepfercht in dem kleinen Abteil. Ich bekomme irgendwann Rückenschmerzen und kann mich kaum noch rühren. Die zum Teil schlechten Straßenverhältnisse sowie die ununterbrochen tropfende Klimaanlage geben mir den Rest und ich bekomme so langsam richtig schlechte Laune.

Mit über 5 Stunden Verspätung erreichen wir gegen 23:00 Uhr endlich Thakhek. Anstatt im Zentrum, landen wir 4 Kilometer außerhalb der Stadt. Das heißt, dass wir uns jetzt auch noch ein Tuk-Tuk nehmen müssen. Ein Fahrer wartet schon und versucht uns über den Tisch zu ziehen. Scheinbar hat er jedem Reisenden einen anderen Preis zwischen 1 und 5 US Dollar genannt. Genau das braucht man auch nach einer über 13 anstatt 8 stündigen Busfahrt. 

Gemeinsam mit den anderen Reisenden drücken wir den Preis des Fahrers relativ schnell herunter und haben am Ende mit Sicherheit immer noch zu viel bezahlt. In solchen Situationen ist es mir relativ wumpe, wieviel der Fahrer haben möchte. Ich möchte dann einfach nur noch in die Unterkunft und meine Ruhe. Wahrscheinlich hätte ich ihm auch einfach 20 € gezahlt, wenn er es verlangt hätte. Melina lässt sich aber nicht so leicht einlullen und bietet dem Fahrer die Stirn.

Der Loop von Thakhek

Thakhek gefällt uns sehr gut. Wieder so eine authentische kleine Stadt mit netten Menschen und wenig Aufregung. Wir verbringen ein paar Tage in dem Ort bevor wir uns einen Roller mieten und den etwa 450 Kilometer langen Loop durch die Natur fahren. Die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes für den Tag und so beschließen wir, den Trip um einen Tag zu verschieben. Das stellt sich als großer Fehler heraus.

Am Tag unseres Starts sieht das Wetter schlechter aus als am Vortag und nach etwa 10 Kilometern auf der Piste holen wir uns bereits einen ordentlich nassen Arsch. Wir überlegen, den Trip abzubrechen und zurückzufahren, entscheiden uns letztendlich aber dann doch dafür, die Sache durchzuziehen.

Wir fahren 8 Stunden in unseren durchgeregneten Outfits vorbei an Karstlandschaften, kleinen Dörfern, die nur aus ein paar Hütten bestehen, treffen einen Russen, der die Strecke mit einem Fahrrad abfährt und besichtigen ein paar Touristenspots, die auf der Strecke liegen. In einem kleinen Dorf Namens Nakai finden wir spontan eine Unterkunft für die Nacht. Nach dem langen und intensiven Tag gehen wir nur noch etwas essen und duschen und fallen erschöpft ins Bett.

Am nächsten Tag meint der Wettergott es gut mit uns und es bleibt trocken. Nach einem kleinen Frühstück brechen wir auf und verbringen wieder einige Stunden auf dem Moped, bis wir die Dragon Cave erreichen, die weitaus größer ist, als wir erwartet hätten. Noch dazu haben wir die Höhle praktisch für uns allein. Kaum ein Tourist scheint sich heute hier her verirrt zu haben. Das was wir für den Ausgang der Höhle halten entpuppt sich kurze Zeit später als ausgedehnter Trekkingpfad. Wieder zurück in die Höhle zu klettern ist für uns aber auch keine Option. Also schlagen wir uns durch den Dschungel zurück zum Eingang. Ob das so gewollt ist, wissen wir nicht, aber in Deutschland hätte uns sicherlich niemand ohne Führer durch so unwegsames Gelände laufen und klettern lassen.

Kopf einziehen.
Das der Ausgang da oben liegt hat uns irgendwie auch nicht stutzig gemacht.

Weiter geht es mit dem Roller bis nach Nahin, wo wir wohl unser Lager für die Nacht aufschlagen werden. Bevor wir dort ankommen, halten wir aber noch an einem Aussichtspunkt, der diesen Namen wirklich verdient hat. Wir genießen den Blick über scheinbar unendliche laotische Natur. Die Bilder können die Größe und Weite der Landschaft kaum wiedergeben. Man muss es wirklich mit eigenen Augen gesehen haben.

In Nahin halten wir an einer Unterkunft und fragen nach einem Zimmer für die Nacht. Für uns ist das recht ungewöhnlich, da wir unsere Quartiere normalerweise immer im Voraus buchen. Aber es funktioniert, wie auch schon am Vortag, und für umgerechnet etwa 6€ bekommen wir ein spartanisch eingerichtetes Zimmer, das nicht gerade schön ist, aber seinen Zweck erfüllt.

Wiedersehen mit alten Weggefährten

Bevor wir zurück nach Thakhek fahren, trinken wir noch einen Kaffee bei unserem Gastgeber. Während wir uns die Heißgetränke einverleiben rauscht ein Roller an uns vorbei und wir können kaum glauben, wer darauf sitzt. Es ist das Pärchen, das wir auf dem Weg nach Don Det kennengelernt und dann nicht wiedergesehen hatten. Sie winken uns zu und verschwinden so schnell, wie sie gekommen waren. Sie hätten ja wenigstens mal kurz anhalten können, denken wir uns.

Kurze Zeit später tauchen sie dann aber doch wieder auf und setzen sich auf einen Kaffee zu uns. Sie mussten dringend tanken und haben deshalb nicht sofort gehalten. Es sei ihnen verziehen. Wir kommen sofort wieder ins Gespräch und dieses Mal tauschen wir auch die Namen und Telefonnummern aus. Henrieke und Tobi fahren den Loop in die entgegengesetzte Richtung und bevor sich unsere Wege wieder trennen, tauschen wir noch ein paar Tipps über die jeweiligen Strecken aus.

Durch den Bau eines Staudamms ertrinken in der Region Hunderte Bäume. Zurück bleiben nur die Stämme, die gespenstisch aus dem Wasser ragen.
Ein Bauer trägt seine Ernte nach Hause.

Nach 2 Tagen ununterbrochen auf dem Bock hat sich mein Hintern auch so langsam durchgesessen und es wird Zeit, dass wir zurück nach Thakhek kommen. Der letzte Abschnitt auf dem „Highway“ wird der anspruchsvollste des gesamten Loops. Die Schnellstraße ist teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Die Schlaglöcher sind so groß wie Krater und teilweise gibt es nur eine Schotterpiste oder Baustellen, durch die man fahren muss. 

Nachdem wir vorgestern noch nass bis auf die Knochen waren, gibt uns heute die Trockenheit den Rest. Dadurch, dass die Straße teilweise nur aus Sand besteht, sehen unsere Klamotten bald staubig rot aus. Der Dreck hängt in allen Poren und wir sind dementsprechend froh, als wir nach stundenlanger Fahrt das Moped nachmittags abgeben und im Hotel eine heiße Dusche nehmen können.

Auch wenn das Wetter nicht einhundertprozentig mitgespielt hat, sind wir sehr froh, den Trip gemacht zu haben. Ich habe mir schon ausgemalt, wie ich auf einem Roller durch Europa toure. Aber erstmal braucht mein Allerwertester jetzt ein bisschen Erholung, bis ich mich wieder auf so eine Maschine schwinge.

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