Travel Notes #28: Über Stung Treng auf die 4000 Islands

Die Zeit in Kambodscha verging wieder einmal viel zu schnell und so “müssen” wir das Land nach knapp 30 Tagen verlassen. Noch dazu über eine Grenze, die nicht den besten Ruf hat und schon einigen Touristen die Kohle aus der Tasche gezogen haben soll. Wir nehmen uns vor, uns nicht von den Beamten verarschen zu lassen. Doch bevor es soweit ist, müssen wir die Grenze erst einmal lebend erreichen.

Nachdem wir die letzten Wochen immer weiter südlich gereist sind, müssen wir nun wieder hoch in den Norden des Landes, um nach Laos zu gelangen. Von Kampot geht es mit dem Mini-Van bis nach Stung Treng, das in der Nähe der Grenze zu Laos liegt.

Die Bewertungen im Internet über die Fuhrunternehmen sind mehr als durchwachsen und das nicht ohne Grund. Der Fahrer des ersten Vans ist dabei noch fast harmlos. Außer teilweise waghalsigen Überholmanöver und die Person, die er mit seinem drängelnden Fahrstil fast vom Roller geholt hätte, gibt es gar nicht so viel zu bemängeln.

Zwischenstopp in Phnom Penh. Zum Glück nicht unser Bus.

Bis Phnom Penh schaffen wir es lebend und ohne Blessuren. Die Weiterfahrt wird jedoch noch abenteuerlicher. Der noch ziemlich jung aussehende Fahrer drückt ordentlich auf die Tube. Die zum Teil schlechten Straßenverhältnisse stören ihn dabei scheinbar wenig. Langsam wird es dunkel und ich weiß nicht, wie er in der Abenddämmerung und dem Tempo die vielen Schlaglöcher überhaupt noch wahrnimmt. Ich verlasse mich einfach darauf, dass er schon wissen wird, was er tut. Nach mehreren Stunden schaffen wir es tatsächlich lebend nach Stung Treng und er setzt uns sogar vor unserem Hotel ab.

Stung Treng – Letzter Stopp vor Laos

Die Erfahrungsberichte über Stung Treng lesen sich meistens ähnlich – „Hier ist nichts los“, „Ich würde nie wieder in diese Stadt fahren“ und so weiter. Wir finden es hier aber tatsächlich ganz schön. Endlich mal eine Stadt, wo du nicht an jeder Ecke angequatscht wirst, ob du nicht ein Tuk-Tuk, ein Taxi oder sonst eine Tour buchen möchtest. Auf der Straße treffen wir nur selten Touristen. Wir genießen hier einige Tage die Ruhe der Stadt und der Menschen, die hier leben und verlassen das Land schließlich in Richtung Laos.

Grenzübergang mit eigenen Gesetzen

Über den Grenzübergang „Nong Nok Khiene“ haben wir schon wilde Stories gelesen. Touristen sollten neben dem Visum „Stempelgebühren“ an die Beamten bezahlen. Auch wenn wir hier von lediglich 2 US Dollar pro Person und pro Stempel sprechen, wollen wir die Korruption der Grenzbeamten nicht unterstützen und planen zu rebellieren. Laut Internet beugen sich die meisten Touristen den Beamten und zahlen die „Gebühr“ einfach, um keine Probleme beim Übergang zu bekommen.

Gemeinsam mit einem Französischen und einem weiteren Deutschen Paar werden wir in einem Van gute 1,5 Stunden lang über staubige Straßen durch fast verlassene Gegenden bis zur Grenze gefahren. Waldbrände und die Trockenzeit lassen die Landschaft schon fast unheimlich erscheinen.

Der Fahrer bringt uns bis zur Grenze, wo wir aussteigen sollen. Den Übergang müssen wir zu Fuß absolvieren. Es kommt mir vor wie eine Filmszene, in der ein Gefangenenaustausch stattfindet, doch das hier ist echt. Auf der Laotischen Seite wartet angeblich ein weiterer Fahrer, der uns dann zu unserem eigentlich Ziel bringen soll. Auch das hat in der Vergangenheit wohl nicht immer geklappt und Reisende sind hier mitten in der Einöde gestrandet und mussten dann für horrende Preise mit einem Tuk-Tuk weiterfahren.

Wir einigen uns mit den anderen Pärchen darauf, dass wir uns gemeinsam gegen die Abzocke wehren. Die Spannung steigt, als wir nach und nach an den Schalter gerufen werden. Tatsächlich möchte der Beamte 2 Dollar von jedem haben, der einen Ausreisestempel bekommt. Ich „drohe“ mit der „German Embassy“ und behaupte, dass die Botschaft mir gesagt hätte, dass ich das Geld nicht zahlen soll.

Die Laune des Mannes wird merklich schlechter und als er merkt, dass er von mir kein Geld bekommt, schmeißt er mir meinen Ausweis entgegen. Immerhin mit Stempel. Die Anderen ziehen es auch durch und wir merken, wie die Stimmung bei den Beamten langsam aber sicher kippt, als sie keinen Cent von uns sehen und wir offiziell ausgereist sind.

Nach circa 100 Metern Niemandsland kommen wir an dem Laotischen Grenzposten an und füllen den Antrag für das Visum aus. Hier sind die Leute freundlicher und während wir die Formulare ausfüllen, versuchen ein paar Frauen, uns direkt Laotische SIM Karten zu erhöhten Preisen anzudrehen. Nachdem der Papierkram erledigt ist, bekommen wir unseren Stempel in den Pass und die Dame hinter dem Fenster verlangt wieder 2 Dollar für den Stempel.

Ich sage ihr, dass ich das Visum bereits am anderen Fenster bezahlt habe und keine Dollars mehr bei mir habe und halte ihr demonstrativ ein paar kambodschanische Riel durchs Fenster, die sie komischerweise nicht haben möchte. Mit einem bösen Blick sagt sie mir, dass ich mich hinsetzen soll. Niemand von uns hat die erneut geforderten 2 Dollar bezahlt und so lässt uns die Grenzbeamtin knapp 20 Minuten schmoren, bevor sie die Reisepässe endlich herausrückt und wir weiter können. Im Endeffekt wären die 4 Dollar nur Peanuts, aber es geht einfach ums Prinzip, dass man sich nicht verarschen lässt.

Hinter der Grenze erwartet uns tatsächlich ein Fahrer mit einem ziemlich abgewrackten Fahrzeug, das die besten Zeiten schon hinter sich zu haben scheint. Er bringt uns in ein Dorf, von wo aus wir mit einer Fähre auf die Insel Don Det übersetzen. Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir, um uns mit etwas Bargeld und einer SIM Karte auszustatten. Für ca. 4,50€ bekommen wir 40 GB Datenvolumen für 30 Tage. Da könnten sich die Anbieter in Deutschland mal eine Scheibe von abschneiden.

Don Det – eine Insel wie ein Paradies

Da wir nicht alle der schätzungsweise 4000 Inseln besuchen können, entscheiden wir uns für Don Det. Mit dem Pärchen aus Deutschland, die zufällig auch dorthin möchten, verstehen wir uns auf Anhieb gut und da die Insel sehr klein ist, sind wir uns sicher, dass wir uns hier früher oder später über den Weg laufen werden. Die Insel ist ein krasses Kontrastprogramm zu allem, was wir die letzten Wochen erlebt und gesehen haben. Wir fühlen uns beinahe wie in einem Freilichtmuseum. Doch die Holzhäuser hier sind echt und die Menschen sind keine Komparsen, sondern die Einwohner des Dorfes.

Tiere wie Hunde, Hühner und Rinder leben hier nicht eingezäunt, sondern in Freiheit auf den Feldern. Mit einem Fahrrad erkunden wir Don Det und die Nachbarinsel Don Khon, die man über eine alte Eisenbahnbrücke, die aus Zeiten der Französischen Besetzung stammt, erreicht. Don Khon ist mindestens genauso chillig und ruhig wie Don Det. Alles hier wirkt einfach harmonisch auf uns. Wir kommen so zur Ruhe, wie kaum an einem anderen Ort auf unserer Reise. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte schon jetzt, falls wir irgendwann noch einmal nach Laos reisen, wäre Don Det sicherlich unsere erste Wahl.

Die Laoten lernen wir als sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen kennen, die sich nach einer langen Durststrecke durch die strengen Covid-Regeln über jeden Gast freuen, der die Insel besucht. Bei einem Bier unterhalten wir uns einen Abend mit unserem Gastgeber, der uns erzählt, dass die Insel bis vor 2 Monaten noch komplett abgeriegelt war. Die Bewohner durften ihre Grundstücke nicht mal zum Einkaufen verlassen, sondern ihn wurde das Nötigste zum Überleben vor die Tür gestellt. Wir können uns kaum vorstellen, wie schwierig es für die Menschen gewesen sein muss über Monate ohne den Tourismus zu überleben, da dieser einen großen Teil der Einnahmen auf der Insel generiert.

Viel zu schnell vergeht die Zeit auf dem Eiland und bis zuletzt haben wir gehofft, das Pärchen auf einen Kaffee wieder zu treffen. Unglücklicherweise haben wir weder die Namen noch Nummern getauscht. Manchmal ist man irgendwie verblendet und ärgert sich dann hinterher, dass man nicht einfach gefragt hat. Als wir die Insel mit dem Boot verlassen und von den Beiden leider keine Spur zu sehen ist, müssen wir uns wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass wir es verkackt haben.

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