Budapest – Eine Reise durch Geschichte, Kultur und Gastronomie

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Lesezeit:

8 Minuten

Nach unserer kleinen Auszeit am Balaton reisen wir mit dem Zug zurück nach Budapest. Dieses Mal nicht zum Umsteigen, sondern zum Bleiben. Wir haben uns ausnahmsweise 3 Nächte in einem 4 Sterne Hotel inklusive Frühstück gegönnt und freuen uns schon riesig darauf. Doch bevor wir endlich das Zimmer beziehen können, werden unsere Nerven erneut auf die Probe gestellt.

Das Hotel liegt etwas außerhalb der Stadt, sodass wir vom Bahnhof aus mit dem Bus dorthin fahren. Bevor wir den Bus nutzen können, müssen wir noch schnell eine App herunterladen. Gut, dass wir hier wieder unser Datenroaming nutzen können. Während der Fahrt zum Hotel merken wir schnell, dass wir uns wieder in einer Großstadt befinden. Es ist laut, Menschen laufen in teils verrückten Klamotten durch die Straßen und zur Krönung steigt noch ein halbnackter Typ in den Bus.

Urban Style.
Nachwehen von Covid oder nur vergessen, nach dem Brötchenkauf beim Discounter den Handschuh auszuziehen?

Der Kunde ist König – aber nicht in diesem Hotel

Nach gut 20 Minuten Busfahrt durch die Stadt sind wir am Hotel angekommen, 15 Minuten vor unserer eigentlichen Check-In Zeit. Wir werden gebeten, etwa 20 Minuten in der Lobby zu warten, da das Zimmer noch nicht fertig ist. Es dauert nicht lang, bis uns nicht gerade günstige Getränke angeboten werden. Wir lehnen dankend ab und die Zeit vergeht weiter, ohne dass wir eine Info bekommen, wann wir endlich ins Zimmer können. Dem Paar am Nachbartisch geht es nicht anders und so langsam aber sicher fühlen wir uns verarscht. Ich habe zwar keine Ahnung vom Hotelgewerbe, aber wenn meine Gäste eine Stunde nach der geplanten Check-In-Zeit noch immer nicht ins Zimmer können, würde ich zumindest mal ein gratis Glas Wasser oder eine Cola anbieten. Doch vom Hotelpersonal ist weiterhin nichts zu sehen.

Nach gut 1,5 Stunden kippt allmählich die Stimmung und wir fragen nach, ob wir denn zumindest unser Gepäck abstellen können. Wir dürfen es sogar schon ins Zimmer stellen, bezugsfertig ist es allerdings noch immer nicht. Am liebsten würden wir fragen, ob sie uns komplett verarschen wollen. Wir schnappen die Karte und gehen ins Zimmer. Als wir die Tür öffnen, trauen wir unseren Augen nicht. Die Betten sind komplett abgezogen, die Bettdecke liegt zerknüllt auf dem Stuhl und es sieht aus, als hätte hier vor 5 Minuten noch jemand gewohnt.

Wir schmeißen unser Gepäck ins Zimmer und gehen erstmal los, um die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Denn in die Stadt brauchen wir nun auch nicht mehr zu fahren, das lohnt ja kaum. Während wir durch die Straßen spazieren regen wir uns immer wieder auf, wie sowas sein kann und was hier in den letzten Stunden passiert ist. Da gönnt man sich Mal etwas Besonderes und es ist bislang einfach nur ein Reinfall. Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell die persönlichen, gemütlichen Gästehäuser und einfachen Unterkünfte zurück wünschen. Als wir gegen 18:30 Uhr zurück im Hotel sind, werden wir überrascht. Unser Bett ist doch tatsächlich „schon“ fertig. Na dann steht einer angenehmen Nachtruhe ja nichts mehr im Wege.

Der nächste Morgen startet mit einem grandiosen Frühstück, welches den ersten Eindruck vom Hotel zumindest ein wenig wett macht. Wir fühlen uns wie die Könige und essen gefühlt so viel wie sonst in einer Woche. Meinen Vorsatz, mich nicht zu voll zu stopfen, damit ich noch vernünftig die Stadt entdecken kann, werfe ich bei der überladenen Auswahl an Speisen schnell über Bord. Selbst Champagner ist inklusive, doch nach einem Schluck merken wir schnell, dass diese süße Plörre nichts für unsere Gaumen ist. Nach eineinhalb Stunden im Frühstücksparadies schleppe ich meinen vollgeschlagenen Bauch nach draußen, um endlich die Hauptstadt Ungarns unsicher machen.

Erkundung von Buda und Pest

Eine von insgesamt neun Brücken in Budapest, die über die Donau führen.
Oben im Buda-Viertel kann es auch schon mal windig werden.

Budapest ist durch die Donau in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite liegt das hügelige Buda-Viertel, auf der anderen Seite das flache Pest. Wir erkunden natürlich beide Seiten und legen wieder einige Kilometer zu Fuß zurück. Die Stadt gefällt uns von Anfang an einfach super, auch wenn hier eine Menge Touristen aus aller Welt unterwegs sind. Es gibt viele tolle Sehenswürdigkeiten, einige Möglichkeiten, über die Stadt zu blicken und überall duftet es nach gutem Essen.

Das Parlamentsgebäude aus einem anderen Blickwinkel.
Die Kettenbrücke gehört zu den bekanntesten Überwegen in Budapest und ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit.

Besonders beliebt ist natürlich Lángos, ein ungarisches Fladenbrot. Da es dies an jeder Ecke gibt, suchen wir nach einem Insider Tipp und finden ihn in einer verlassenen U-Bahn Station. Dass wir uns jemals länger als 20 Minuten für ein Essen an einem „Imbiss“ anstellen, hätten wir nicht gedacht. Aber es hat sich einfach sowas von gelohnt. Geschmacklich ein Traum und preislich unschlagbar, einfach gut. 

Für gutes Essen muss man auch schon mal etwas länger anstehen.
Aber es hat sich definitiv gelohnt.

Ruinenbars, Street Food und Märkte

Von unserer Freundin Lisa bekommen wir noch einen super Tipp für eine berühmte Ruinenbar. Diese Bars sind legendär und im Prinzip aus der Not heraus entstanden. Junge Studenten haben Abrisshäuser mit Sperrmüll und viel Kreativität wieder zum Leben erweckt. Graffitis an den Wänden, kunterbunte Deko, viele kleine Details und am Anfang für uns eine absolute Reizüberflutung. Wir besuchen die berühmteste der Ruinenbars, Szimpla Kert, und wissen gar nicht, wo wir als erstes hinschauen sollen. Keine Bank, kein Tisch oder Stuhl gleicht dem anderen, überall gehen noch Wege ab in andere Räume und es ist einfach nur außergewöhnlich, überwältigend und super cool.

In der Bar ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Wir nehmen uns vor, am Abend noch einmal vorbei zu schauen und etwas zu trinken. Doch als wir dort ankommen, gibt es eine Schlange bis zum nächsten Häuserblock, einfach irre. So sind wir froh, dass wir wenigstens am Tage dieses ganz spezielle Ambiente zu Gesicht bekommen haben. Wir haben noch nach weiteren Ruinenbars Ausschau gehalten, doch viele scheint es nach der Corona Krise nicht mehr zu geben. Sehr schade, denn es ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Neben den Ruinenbars gibt es im jüdischen Viertel auch immer mehr Street Food-Trucks und Plätze. Natürlich schauen wir uns diese auch an und sind am Ende leider total enttäuscht. Wie in Deutschland geht hier der ursprüngliche Sinn von Street Food verloren.

Das Konzept von Street Food-Märkten ist eigentlich so wunderbar und war für uns in Asien immer wieder ein Highlight. Großartiges, vor allem günstiges Essen für jedermann, unterschiedliche Gerüche, Gerichte, Geschichten, immer eine tolle, besondere Atmosphäre. Hier und in Deutschland fahren die Verkäufer definitiv auch mit interessanten Kreationen auf, doch das angebotene Essen ist einfach schlichtweg völlig überteuert und die Portionen dazu oft ziemlich klein. Trotzdem sind diese Veranstaltungen und Orte nach wie vor total beliebt. Für uns persönlich nach unserer Asientour leider noch weniger als vorher sowieso schon. Aber das ist wohl auch reine Geschmacksache.

Eingang zum großen Markt von Budapest.

Was für uns wiederum immer ein Highlight von Städten darstellt, sind einheimische Märkte. In Budapest gibt es die Große Markthalle, eine gigantische Stahlkonstruktion mit jeder Menge Fenstern. Neben frischen Produkten wie Obst, Gemüse, Käse und Fleisch, gibt es auch jede Menge Souvenirstände und einen Foodcourt, in dem man direkt vor Ort essen kann. Bei unserem Besuch ist die Markthalle allerdings unangenehm voll und man wird mehr oder weniger durch die schmalen Gänge geschoben, sodass wir den Markt relativ schnell wieder verlassen und lieber wieder an der Donau entlang schlendern.

Liebhaber von Wurstwaren kommen hier voll auf ihre Kosten.
Souvenirs mit Beigeschmack.
Keine Ahnung, wer sich so etwas an den Kühlschrank hängt.

Unschöne und schöne Geschichten der Stadt

Dabei entdecken wir auch die Metallschuhe am Ufer, welche an die Ermordung der Juden erinnern. Man erklärt uns, dass es am Kriegsende nur noch schwer war, Juden in Konzentrationslager zu transportieren und sie deshalb hier vor Ort ermordet wurden. Dazu mussten sie sich an verschiedenen Stellen des Ufers aufstellen und wurden dann mit einem Kopfschuss getötet, die toten Körper fielen dann in die Donau. Wenn man dort steht und die Geschichte dazu hört, wird einem ganz anders und wir reden noch eine ganze Weile auf unserem weiteren Weg darüber.

Eine Sehenswürdigkeit, die zum Nachdenken anregen soll.

Um uns nach dem stundenlangen Flanieren durch die Straßen der Stadt eine kurze Pause zu gönnen, entscheiden wir uns, einmal mit der Metro Linie M1 zu fahren. Sie ist nach der London Underground die zweitälteste U-Bahn der Welt. Dem Alter entsprechend laut sind die Züge, die unter den Straßen entlang donnern. Doch der Abstieg in den Untergrund lohnt sich. Die alten Haltestellen, deren Kassenhäuschen noch aus Holz sind, vermitteln den Eindruck, als wäre die Zeit stehengeblieben.

Vier Tage Budapest vergingen wie im Flug und so langsam müssen wir uns von der unglaublichen Metropole verabschieden. Den letzten Abend vor der Weiterreise lassen wir im Nieselregen mit einem Bierchen in der Hand und einem grandiosen Blick auf das beleuchtete Parlamentsgebäude ausklingen.

Warten auf die blaue Stunde. Gemeint ist damit natürlich der Himmel und nicht mein Zustand.
Das Parlamentsgebäude zur blauen Stunde ist ein beliebtes Fotomotiv.

Budapest war für uns ein perfekter Abschluss unseres Ungarn Trips und wir hätten hier durchaus noch gut und gerne eine Woche verbringen können. Was wir allerdings bis zum Schluss nicht geschafft haben, ist ein Besuch der in Ungarn berühmten Thermalbäder. Hilft nichts, da müssen wir wohl noch einmal wiederkommen.

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