Um 5:45 klingelt der Wecker. So früh sind wir lange nicht aufgestanden und haben es ehrlich gesagt auch nicht vermisst. Wir packen unsere letzen Sachen zusammen und müssen aufbrechen. Um 7:15 fährt der Zug und bis spätestens 7:05 müssen wir die Tickets vom Schalter abholen. Obwohl ich sie extra vorher online gekauft habe, müssen wir uns die Fahrkarte in Papierform am Bahnhof abholen.
Der Plan, dass wir einfach mit einem lokalen Taxi-Unternehmer zum Bahnhof gebracht werden, ging in die Hose. Denn der hat gerade Urlaub und ein Taxi „von unten“ aus der Stadt zu bestellen, kostet natürlich extra. Also greifen wir wieder auf altbewährte Fortbewegungsmittel, wie den Linienbus, zurück. Dieser fährt laut Plan um 06:32 nur wenige Meter von der Unterkunft entfernt ab. Wir gehen extra etwas eher los, um uns noch schnell ein paar belegte Brötchen für die Fahrt zu holen. Der Bäcker öffnet zwar um 6:00 Uhr, hat um kurz vor halb Sieben aber noch nichts in der Auslage liegen.
Wo bleibt der Bus?
Inzwischen ist es Viertel vor Sieben und vom Bus noch immer keine Spur. So langsam macht sich Panik breit, denn in der Altstadt müssen wir in eine Tram umsteigen und mit dieser nochmal gut 15 Minuten in Richtung Bahnhof fahren. Unten angekommen fragen wir einen Taxifahrer, ob er uns zum Bahnhof fahren kann. Der wittert das dicke Geschäft und möchte 10€ für die etwa 3 Kilometer haben. Abzocken lassen wir uns nicht und nehmen doch die Bahn, die sich gefühlt im Schneckentempo durch den morgendlichen Berufsverkehr kämpft.

Wir steigen bei der Amerikanischen Botschaft aus und müssen die Beine richtig in die Hand nehmen. Mit den fast 20 Kilo Gepäck zu rennen, fühlt sich an, als würde man sich in Zeitlupe fortbewegen. Völlig durch, kommen wir um 7:10 am Ticketschalter an und bekommen glücklicherweise noch unsere Fahrscheine. Schnell in den Zug und sich einen gemütlichen Sitzplatz suchen – Fehlanzeige. Die Abteile sind alle voll und wir finden nur noch neben einem Typen einen Platz, dessen Handy minütlich bimmelt, weil er irgendwelche Nachrichten bekommt.
Die in Blogs versprochene tolle Aussicht auf die Gebirge inklusive Nebelschwaden entschädigt dann aber für all die Strapazen, die wir heute morgen schon durchlebt haben. Statt der erhofften belegten Brötchen, stillen wir unseren Hunger vorerst mit Butterkeksen, die wir noch dabei haben, während sich der Zug seinen Weg durch entlegene Berglandschaften schlängelt. Die Fotos, die wir mit den Smartphones machen, können nicht im Entferntesten das wiedergeben, was wir mit unseren eigenen Augen sehen. Das liegt zum einen an der Weite der Landschaften und zum anderen an den dreckigen Scheiben des Zuges. Man muss es einfach selbst gesehen und erlebt haben.

Mostar
Mit einer halben Stunde Verspätung trudeln wir in Mostar ein. Weil wir weder gefrühstückt, noch in unsere Unterkunft einchecken können, suchen wir uns erstmal ein Café, um eine Kleinigkeit zu essen. Wir gucken bei den Nachbartischen, was ein typisches Frühstück ist und bestellen uns das gleiche – Cevapi. Der Gastgeber schreibt in der Zwischenzeit, dass wir bereits gegen 11:00 einchecken können. Wir essen noch in Ruhe auf und begeben uns danach in unser Apartment, das sich nur ca. 500 Meter von der weltberühmten Brücke „Stari Most“ befindet.



Rund um die Brücke erinnert nur wenig an den Jugoslawien-Krieg. Verlässt du jedoch die Touristen Hotspots, gibt es kaum eine Straße in der kein von Einschusslöchern durchsiebtes Haus steht. Ich rede hier nicht von Militärgebäuden oder Ähnlichem, sondern von kleinen Ein- oder Mehrfamilienhäusern, die rundherum mit Einschusslöchern übersäht sind. Man kann sich kaum vorstellen, was die Menschen hier vor etwa 30 Jahren durchgemacht haben müssen.


Blagaj
Für einen Tagesausflug fahren wir ins ca. 10 Kilometer entfernte Blagaj. Dort gibt es ein kleines Kloster, das direkt unter einer riesigen Felswand errichtet wurde. Mit der Buslinie 10 kann man für 2,10 Mark dorthin fahren. Die Haltestelle befindet sich beim United World College. Blöd nur, dass die Schule an einem Kreisverkehr liegt und es verteilt 5 Haltestellen gibt.

Egal, es gibt ja Aushangfahrpläne. Gut gedacht, aber schlecht gemacht. Zumindest, wenn man sich hier nicht auskennt. Denn an jeder Haltestelle hängt der gleiche Fahrplan, mit den gleichen Linien und den gleichen Abfahrtzeiten. Wie sollen wir jetzt herausfinden, wo wir überhaupt hin müssen. Ein Passant sagt uns, welche Haltestelle wir nehmen müssen. Wann der Bus allerdings kommt, keine Ahnung. Ist die Zeitangabe für diese Haltestelle, oder für die Starthaltestelle der Linie? Gegen Mittag stehen wir tatsächlich im Bus, nachdem wir den halben Vormittag mit Warten verplempert haben.
In Blagaj angekommen, müssen wir die restlichen 600 Meter zum Kloster zu Fuß zurücklegen. Dass es sich dabei um eine Sehenswürdigkeit handelt, merken wir schon an den unzähligen Souvenir Ständen am Straßenrand, die neben selbst gemachten Marmeladen und Säften den üblichen Kitsch an die Touristen verkaufen.

Wir machen von verschiedenen Punkten Fotos vom Kloster und ich bin ein wenig enttäuscht, dass die kleinen, ich nenne sie mal Wasserfälle, noch kleiner als sonst sind. Auf dem Rückweg wollen wir noch eine höher gelegene Burgruine ansehen. Die Hitze bringt uns dazu, das Vorhaben nach wenigen Metern abzubrechen. Wir suchen uns einen Supermarkt, wo wir noch etwas Kaltes zu trinken kaufen und machen uns dann auf den Weg zur Haltestelle, wo übrigens der gleiche Fahrplan, mit den gleichen Abfahrtzeiten wie in Mostar hängt.
Die nächsten 2 Stunden harren wir an einem Zaun eines Hauses aus, das zumindest etwas Schatten spendet. Selten haben wir uns so über das Eintreffen eines Busses gefreut, wie in diesem Moment.
Im Nachhinein glauben wir, dass das Fahrplan-Konzept wie folgt funktioniert: Angegeben sind Start- und Endhaltestelle sowie die Abfahrtszeit am Startpunkt. Danach muss man wissen oder schätzen, wie lange der Bus von dort bis zu deiner Haltestelle ungefähr benötigt, Verspätungen natürlich ausgenommen.
Leben wie Gott in Frankreich
Zum Ende unseres Aufenthalts in Mostar gönnen wir uns ein ordentliches Abendessen in einem typisch bosnischen Restaurant (Veganer überspringen diesen Absatz am Besten). Wir bestellen eine Grillplatte für 2 Personen, die wohl eher für 3-4 Personen reicht. Es gibt Cevapi, Geflügel und Rindfleisch. Dazu gegrillte Paprika, Zucchini, Zwiebeln, Salat, Tomaten, Schafskäse, Brot und Ajvar. Während wir uns die Köstlichkeiten einverleiben, rotiert die Kellnerin im Restaurant. Sie rennt mit weiteren Platten nach draußen und die Treppe in den oberen Stock auf und ab. Gefühlt wird hier jeden Tag ein halber Bauernhof gegrillt und serviert.

Bevor wir platzen, packen wir uns den Rest lieber ein und können am nächsten Tag nochmal davon zehren. Das Ganze kostet uns mit Getränken gerade mal knapp 25€ – inklusive Trinkgeld. Normalerweise meiden wir Restaurants, die sich direkt an Touristen Hotspots befinden, da du in vielen Fällen mehr zahlst und es nicht authentisch ist. Im oft empfohlenen “Tima-Irma” ist es aber anders, einfach schön!
Bisher ein toller Bericht zu eurer Reise. Die Bilder sind einfach fantastisch.
Vielen Dank für das Feedback. Freut mich sehr, das zu lesen. 🙂
Klasse Dennis, freu mich schon auf Deinen nächsten Bericht. Liebe Grüsse
Vielen Dank. Das freut mich. 🙂
Super geschrieben und informativ…war direkt wieder in mostar
Vielen Dank für dein Feedback. 🙂