Wieder einmal ist der Bus unser gewähltes Verkehrsmittel. Für günstige 20€ pro Person fahren wir in etwas mehr als vier Stunden von Prag nach Bratislava und von dort aus weiter ins etwa 40 Kilometer entfernte Studienka. Dass aus den geplanten circa 6 Stunden Reisezeit dann 10 Stunden werden, ahnen wir anfangs noch nicht.
Die Fahrtzeit vergeht relativ gut, auch wenn wir etwas genervt von unseren Sitznachbarn in der letzten Reihe des Busses sind. Ich habe keine Ahnung, wie man sich 4 Stunden ohne Punkt und Komma unterhalten kann. Als das Mädel dann noch eine Flasche Wein öffnet, schwant mir Böses. Ich kann mich mit meinen Kopfhörern wenigstens noch halbwegs abmelden, Melina muss sich aber die kompletten 4 Stunden slawischer Diskussionen unterziehen.
Gestrandet in Bratislava
In Bratislava angekommen erfragen wir an der Info, wo der Bus nach Studienka fährt. Den haben wir natürlich um 1 Minute verpasst und der nächste fährt erst in 2 Stunden. Ganz toll. Aber wenigstens gibt es hier einen Supermarkt und wir kaufen uns etwas Wurst und Baguettes, die wir uns in der Wartehalle belegen und verzehren, bis es endlich weitergeht.


Studienka – Zu Besuch bei Freunden
Mehr haben wir bewusst nicht gekauft, um nicht mehr als nötig mit uns herumzuschleppen. Den Einkauf für die Woche wollen wir später im Ort erledigen. Der Supermarkt liegt direkt gegenüber der Haltestelle, an der wir aussteigen. Dummerweise hat er bei unserer Ankunft schon geschlossen und morgen ist Sonntag. Bleibt uns wohl nur die Wurst „auf die Faust“ zum Frühstück.
Die Unterkunft ist nur wenige hundert Meter vom Dorfplatz entfernt. Unsere Gastgeberin Petra begrüßt uns mit einem herzlichen „Grüß Gott“ und heißt uns willkommen. Verwundert fragen wir, woher sie so gut Deutsch kann und erfahren, dass sie mit einem Österreicher verheiratet ist. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, wollen wir noch eine Runde spazieren gehen und einen kleinen Blick in den Ort werfen.
Soweit kommt es aber nicht, denn Petra bietet uns an, ihre Borschtsch zu probieren, eine Suppe nach ukrainischem Rezept. Dazu reicht sie uns Brot und zum Nachtisch gibt es kleine selbstgemachte Kuchen. Wir sind überwältigt von der unglaublichen Gastfreundschaft und fühlen uns schon jetzt sehr wohl hier. Wir haben eher das Gefühl, bei Freunden, als bei Gastgebern zu Besuch zu sein. Abends lernen wir ihren Mann Josef kennen, der uns noch einige Ausflugstipps an die Hand gibt.
Nach dem ausgiebigen Wurstfrühstück erkunden wir am Sonntag nur die nähere Umgebung, die sich gut für einen Waldspaziergang anbietet. Unterwegs snacken wir Brombeeren und kleine Weintrauben, die in der Nähe eines Sees wachsen. Zurück im Dorf finden wir eine kleine Eisdiele, in der die Kugel tatsächlich nur 80 Cent kostet. Keine Ahnung, wann ich zum letzten Mal in Deutschland eine Kugel zu solch einem Preis bekommen habe.




Pinsa statt Pizza
Abends gehen wir in eines der beiden Restaurants von Studienka. Als wir den kleinen Biergarten betreten mustern uns die anderen Gäste von oben bis unten und gucken uns an, als wären wir Außerirdische. Offenbar kommen hier selten Touristen vorbei. Trotzdem setzen wir uns an einen der Tische und mischen uns unter die Einheimischen.


Wir möchten Pizza essen, stellen aber fest, dass es hier nur „Pinsa“ gibt. Pinsa ist eine Abwandlung der Pizza, die eher an eine Art Flammkuchen erinnert. Laut Internet ist Pinsa quasi der Vorläufer der heute bekannten Pizza.
Wie auch immer. Die alternative zur Pizza schmeckt uns sehr gut und so lassen wir den Abend bei einem frisch gezapften Gerstensaft in dem urigen Biergarten ausklingen.