Aus der Idee, vom Bäcker eben schnell ein frisches Brot zu holen, um den Käse aufzubrauchen, den wir noch im Kühlschrank haben, wird nichts. Der Bäcker hat um 8:00 Uhr zwar geöffnet, Brot gibt es aber erst ab 9:00 Uhr. Pech. Also geht es ohne Frühstück auf zum Eleftherios Venizelos Airport von Athen. Heute wird der längste Reisetag unseres bisherigen Trips. Aus der griechischen Hauptstadt geht es über Abu Dhabi nach Bangkok. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen ist klar, das geht nicht ohne Zwischenfälle.
Die Fahrt zum Flughafen klappt reibungslos. Anstatt die Metro zu nehmen, setzen wir lieber auf den Express Bus. Der fährt zwar etwas länger, als die U-Bahn, kostet dafür aber auch nur etwa die Hälfte. Am Flughafen heißt es dann erst einmal warten, denn der Flug geht erst um 14:55 Uhr.
Auf Wiedersehen Europa
An Bord des Etihad-Flugzeugs freuen wir uns über kostenloses Entertainment mit Filmen und Serien sowie freie Speisen und Getränke. Die Zeit vergeht sprichwörtlich wie im Flug und nach nur knapp 4 Stunden landen wir bereits in Abu Dhabi, wo wir 2 weitere Stunden auf die Weiterreise in einem Boeing 787 Nightliner warten. Ähnlich, wie schon auf dem ersten Flug gibt es auch hier wieder Speisen, Getränke und Unterhaltung. Aber alles noch etwas komfortabler, als auf dem ersten Abschnitt.

Inzwischen ist es nach Mitternacht. Ich versuche bei einem Podcast einzudösen, als im Hintergrund plötzlich ein lauter Hilfeschrei zu hören ist. Sofort ist mir klar, dass der Schrei einer Frau nicht vom Podcast kommt, sondern aus dem Flugzeug. Schräg hinter uns bricht Panik aus. Ein Mann sitzt regungslos mit weit aufgerissenen Augen auf dem Fensterplatz und ist nicht ansprechbar. Stewards und Stewardessen eilen herbei. Sie versuchen die Frau zu beruhigen und den Mann zu sich zu holen, der noch immer bewegungslos da sitzt. Über die Lautsprecher wird versucht, einen Arzt ausfindig zu machen.
Wenig später treffen gleich zwei Mediziner ein, die zufällig auch noch aus Deutschland kommen. Gemeinsam versuchen sie, den Mann zu Bewusstsein zu bringen. Einer der Ärzte möchte einen Zugang legen und streitet sich mit einem Flugbegleiter, der die Aktion verhindern möchte, da er seine Anweisungen hat. Wir können kaum fassen, was hier gerade passiert. Solche Szenen kennen wir sonst nur aus dramatischen Filmen.
Die Frau des „Patienten“ kann nur sehr wenig englisch, sodass Melina sich als Dolmetscherin zwischen ihr und dem Flugpersonal einschaltet. Es stellt sich heraus, dass der Mann offenbar dehydriert ist. Nach einer Weile bekommen sie ihn soweit stabilisiert, dass er aufstehen kann. Mit Cola und Wasser wird er wieder aufgepäppelt.
Wir versuchen nochmal die Augen zuzumachen. Ein paar Amis, die sich ordentlich die Birne mit Alkohol zukippen, laufen die Gänge des Fliegers auf und ab, unterhalten sich lautstark und meinen, sich ausgerechnet die Notausgänge als imaginären Stammtisch aussuchen zu müssen. Mehrmals versuchen die armen Stewardessen, das Saufgelage zu unterbinden und die redseligen „Guys“ wieder auf ihre Plätze zu befördern. Die Zeitverschiebung in Asien und die schlaflose Nacht kotzen mich jetzt schon an.
Bangkok, 8:00 Uhr, die Frise sitzt …
Ein Visum brauchen wir nicht. Wir müssen lediglich unseren Pass bei der Einreise vorlegen, um ins Land zu gelangen. Dem Beamten am Schalter scheint irgendwas nicht zu gefallen. Vielleicht sitzt die Frisur doch nicht so, wie gedacht. Er schnauzt hinter seinem Fenster irgendwelche Sätze auf thailändisch vor sich her, während er meinen Ausweis kontrolliert. Mit einem herablassenden Blick schmeißt er mir das rote Heftchen entgegen. Vom Land des Lächelns ist hier bis jetzt nichts zu sehen.
Im Flughafen tauschen wir ein paar Euros in Baht um und machen uns übermüdet auf den Weg zu unserem Hotel. Eine thailändische SIM Karte habe ich nicht, also versuchen wir uns mit Offline-Karten zum Hotel zu navigieren. In einer riesigen Stadt wie Bangkok, ist das gar nicht so leicht. Wir irren eine ganze Weile mit U-Bahnen durch die Metropole bis wir zumindest in die Nähe des Hotels kommen. Den Rest gehen wir zu Fuß. Die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit und der fehlende Schlaf zerren inzwischen ordentlich an meinem Nervenkostüm.
Als uns das „Navi“ in eine Sackgasse führt, in der ein paar Straßenhunde wie eine gefährliche Gang knurrend auf uns zukommen, habe ich die Schnauze endgültig voll. Gegen Mittag erreichen wir dann endlich, jedoch völlig fertig und durchgeschwitzt das Hotel. Wir gehen direkt ins Bett und versuchen, den fehlenden Schlaf nachzuholen.
Von der Khao San Road zum Markt von China Town
Nach dem Frühstück im Hotel, es gibt Nudeln mit einer scharfen Soße und kleine Fleischklöße, stürzen wir uns ins Getümmel der Großstadt. Mit dem Bus fahren wir grob in Richtung Stadtkern und landen direkt in der Nähe der berühmten Khao San Road. Vormittags ist hier der Hund begraben. Nur ein paar Tuk-Tuk-Fahrer, die einem überteuerte Touren andrehen wollen sprechen uns alle paar Meter an. Erst Abends entwickelt sich die Straße zu einem Mekka für partyhungrige Backpacker, Touristen und mit Sicherheit auch für einige Schlitzohren, die versuchen, den Besuchern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Auf der Suche nach einem Markt laufen wir einfach drauf los. An jeder Ecke gibt es hier etwas Neues zu entdecken. Es gibt zahllose Essens-Stände und wir tasten uns langsam an das Thailändische Street-Food heran. Schon komisch, denn vor der Reise nach Südost-Asien habe ich immer wieder betont, dass ich zum Vegetarier werde. Zu oft habe ich davon gehört, dass in Thailand Skorpione und allerhand Insekten gegessen werden. Zwar gibt es hier und da vereinzelt Straßenstände mit den fragwürdigen Delikatessen, doch diese sind eher die Ausnahme.



Ohne Ziel lassen wir uns einfach durch die Stadt treiben und landen zufällig in „China Town“ und auf deren riesigen Markt, der sich über mehrere Blocks erstreckt. Wir werden mit Eindrücken überschwemmt und wissen gar nicht mehr, in welche Richtung wir als nächstes gehen sollen. Die Gassen sind schmal und eng und völlig überfüllt.
Noch dazu kämpfen sich Menschen auf Motorrollern durch die Massen. Aber irgendwie funktioniert das Ganze ohne, dass jemand dabei zu Schaden kommt. So habe ich mir Asien in etwa vorgestellt und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.



Der Train Market von Mae Klong
Einen Markt der etwas anderen Art besuchen wir ein wenig außerhalb von Bangkok. Für 60 Baht (etwa 1,60€) pro Person fahren wir mit einem Minivan ins etwa 75 Kilometer entfernte Mae Klong zum sogenannten „Train Market“. Das Besondere an dem Markt ist, dass er nur wenige Zentimeter neben den Zuggleisen stattfindet und die Verkäufer ihre Stände abbauen müssen, wenn einer der Züge durch den Markt rollt.



Der Train Market ist eine Touristenattraktion und so ist es kein Wunder, dass man hier mehr Touris als Einheimische antrifft. Das allerdings nur so lange, bis einer der Züge den Markt passiert hat. Danach ist er fast wie leergefegt und die meisten Touristen sind wieder verschwunden. Nachdem wir den ersten Zug „erlebt“ und uns mit einem Fruchtshake erfrischt haben, nutze ich die Zeit bis zur nächsten Durchfahrt für einen Friseur-Besuch. Für 100 Baht (ca. 2,70€) verpasst der gute Mann mir eine frische Frisur und rasiert mir sogar noch das Gesicht.

Wir sehen uns noch einen weiteren Zug an und nehmen diesen dann, um zurück nach Bangkok zu gelangen. Die Fahrt über die kleinen Dörfer finde ich fast noch interessanter, als den Train Market selbst, weil man so einen kleinen Einblick in das Landleben der Thailänder bekommt. Zwar nur oberflächlich, aber trotzdem interessant.
Food Porn auf dem Ratchada Nachtmarkt
Bevor wir Bangkok fürs Erste verlassen, möchte ich noch einen bestimmten Nachtmarkt besuchen. Ich habe im Internet Fotos vom Markt gesehen und fand das Motiv mit den bunten Dächern einfach klasse. Mit ein bisschen Recherchearbeit, haben wir den Ort ausfindig gemacht. Ein Parkhaus dient als perfekter Platz, um den Markt und Bangkoks Skyline in einem Bild einzufangen. Nachdem die Fotos im Kasten sind, nehmen wir den Markt genauer unter die Lupe.

Gasse für Gasse durchkämmen wir das Gelände und das schier unendliche Angebot an Speisen. Vom einfachen Grillspieß bis zur überdimensionierten Fischplatte wird hier gefühlt alles verkauft, was mal ein Gesicht hatte. Wir begnügen uns lieber mit ein paar einfachen Spießen, die von einer jungen Thailänderin liebevoll mit einer Marinade eingepinselt werden, bevor sie sie auf den Grill schmeißt.

Die harmlos anmutenden Grillspezialitäten zwingen uns beinahe in die Knie. Melina hat bereits die Segel gestrichen und ist auf der Suche nach etwas zu trinken, während mir die Schärfe langsam aber sicher mein halbes Gesicht verbrennt – willkommen in Asien.
Mit tauben Lippen, aber trotzdem zufrieden, genießen wir den letzten Abend in Thailands unglaublicher Hauptstadt, bevor es hoch in den Norden des Landes geht.