Immer wieder wird von Albaniens schönen Stränden geschwärmt, höchste Zeit also, dass wir uns das mal genauer ansehen. Melinas Ex-Kollege war erst vor kurzem in Saranda und hat ihr davon erzählt, wie schön es dort sein soll. Daraufhin haben wir gleich mal eine Woche in der Stadt gebucht, ob das allerdings so clever war, wird sich zeigen. Die Fahrt dort hin ist zumindest wieder mal abenteuerlich…
An der Tanke, wo wir vor ein paar Tagen ankamen, geht es auch wieder weiter. Wir steigen gerade aus dem kleinen Linienbus, da werden wir auch schon von einem Mann angequatscht, ob wir nach Saranda möchten. In 30 Minuten soll es losgehen, also nehmen wir sein Angebot an und steigen in den Minibus, der etwas merkwürdig ausgestattet ist. Neben ein paar Sitzbänken hat er eine größere leere Fläche auf der nur ein paar Hocker stehen. Wir ahnen noch nicht, wofür die Dinger sein sollen. Kann uns eigentlich auch egal sein, denn wir haben ja „richtige“ Sitzplätze.

Das mit der pünktlichen Abfahrt geht dann aber schonmal in die Hose, denn der Fahrer bricht erst auf, wenn er den Wagen voll hat. Im Prinzip ja auch richtig so. Bis auf einen Platz hat er sein Fahrzeug auch nach 1 Stunde endlich voll bekommen, also könnten wir ja starten. Auf einmal schleppt er noch 4 junge Männer an, die auch noch mit sollen und auf den komischen Hockern Platz nehmen müssen. Scheinbar sind diese Hocker aber eher untypisch, denn die Jungs, die offensichtlich Albaner sind, kriegen sich vor Lachen nicht mehr ein, als sie ihre Sitzmöglichkeiten erblicken.
Sie sehen das Ganze aber entspannt und hocken sich einfach hin. An Anschnallen oder Sicherheit ist hier natürlich nicht zu denken. Unterwegs nehmen wir auch noch ein altes Ehepaar an der Straße auf, die sich auch noch hinten reinquetschen müssen. Ein paar der Jungs machen netterweise Platz für die beiden und so können diese sich auf die Plastikhocker setzen während sie selbst teilweise stehen müssen. Ein wirklich lustiges Bild und so ist auch die Stimmung im Bus locker und gut. Die Straße führt uns über ein paar Berge und anschließend wieder nach unten ins Tal. In Saranda angekommen, macht der Fahrer an einer kleinen Kreuzung mitten in der Stadt halt und „schmeißt“ uns alle raus. In diesem Fall ist es uns so sogar ganz recht, denn laut Handy sind es nur noch 800 Meter bis zur Unterkunft.
In Bewertungen der Unterkunft war zu lesen, dass es etwas schwierig ist, sie zu finden, da es die dort angegebene Straße an sich wohl nicht gibt. Das Navi führt uns eine Straße entlang bis wir an einem Haus auf einen Mann treffen, der uns anspricht und fragt, ob wir die Müllers sind. Als wir verneinen fragt er, welche Unterkunft wir suchen. Er ist so nett und ruft dort für uns an und etwa 5 Minuten später kommt ein schwarzer Mercedes, der uns abholt. Die Straße war tatsächlich die falsche und wir sind froh über den Abholservice, denn wie immer geht es nach oben. Mit den Backpacks hätten wir uns ordentlich einen abgebrochen.

Die Panorama-Aussicht aus unserem Zimmer ist der Wahnsinn. Wir blicken aufs Ionische Meer bis rüber auf die griechische Insel Korfu. Dabei kommt mir auch die Schnapsidee, mit der Fähre die Grenze von Albanien nach Griechenland zu überqueren. Aber ganz soweit ist es noch nicht. Die nächsten Tage verbringen wir in Saranda.
Saranda: Anders als erwartet
Die Stadt selbst haut uns zu Beginn nicht ganz so vom Hocker, wie sie im Internet gerne angepriesen wird. Es gibt zwar hier und da ein paar schöne Strandabschnitte an der Promenade, aber irgendwie haben wir uns das etwas anders vorgestellt. Interessant sind für mich die vielen kleinen Straßen mit den Cafés, die in den Vormittagsstunden gefüllt mit alten Männern sind, die sich zum Schnacken, Spielen und Kaffee trinken treffen. Gegen Mittag, wenn es richtig heiß wird, sind die Cafés dann plötzlich wie leer gefegt und erst gegen Abend füllen sie sich wieder.


Zu meinem Geburtstag schenkt Melina mir die Fährtickets nach Korfu und hat damit unsere weitere Reiseroute im Prinzip schon geplant. Zur Feier des Tages gehen wir Abends schön essen. Ich habe die “Taverna Laberia” ausgewählt, in der es Albanisch/Griechische Spezialitäten gibt und das in ordentlichen Portionen. Das kühle Bier im gefrosteten Glas lässt mein Herz gleich zu Beginn höher schlagen. Genauso wie der Tzatziki, den wir als Vorspeise bestellen und der einfach phänomenal gut schmeckt. Als Hauptgang bestelle ich mir Meat Balls.




Erst als der Teller kommt, wird mir bewusst, dass die angegebenen 400 Gramm Fleisch mal eben eine ganze Packung Hackfleisch sind. Da macht es auch keinen Unterschied mehr, dass statt der Bällchen eine riesige Bulette mit Fritten serviert wird. Das ganze Essen ist verdammt lecker und ich drohe wirklich zu platzen. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang ist dann aber doch noch ein bisschen Platz für einen Jacky Cola freigeworden, den wir im „Elvis“ trinken.
„Off-Season“ in Ksamil
Bevor es „rüber“ nach Griechenland geht, fahren wir mit dem Linienbus für 3 Nächte noch weiter in Albaniens Süden, nach Ksamil. Der Ort ist besonders für seine Strände bekannt, die genauso gut in der Karibik sein könnten. Die Bewertungen, in denen Leute sich über völlig überlaufene Strände beschweren, können wir absolut nicht teilen, was allerdings damit zu tun hat, dass die Saison inzwischen vorbei ist und die meisten Bars und Restaurants geschlossen haben. Dafür haben wir die Strände gefühlt fast für uns allein und das bei immer noch angenehmen Temperaturen.



Die geschlossenen Läden und leeren Strände haben mich dazu inspiriert, die „Off-Season“ fotografisch festzuhalten. Dabei stelle ich mir immer wieder vor, dass hier im Sommer vermutlich an jeder Ecke ordentlich die Post abgeht. Uns gefällt es aber genau so, wie es gerade ist. So genießen wir unsere letzten Tage in Albanien, ein Land, das uns für immer sehr positiv in Erinnerung bleiben wird.






