Travel Notes #46: Indonesien – Jakarta

Titelfoto: Ein paar Schülerinnen posen für die Kamera.

Die vergangenen Monate haben wir in Südostasien verbracht. Wir sind in Thailand gestartet, über Kambodscha nach Laos gefahren. Anschließend durch Vietnam gereist, auf die Philippinen geflogen, haben einige Wochen in Malaysia und Singapur verbracht und nun folgt mit Indonesien, zumindest vorerst, unsere letzte Station in Asien.

Gerne hätten wir uns mehr von Indonesien angesehen. Die Coronaregeln des Landes machen uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Da uns eine dritte Impfung fehlt und unser Genesenenstatus nicht anerkannt wird, dürfen wir zwar nach Indonesien einreisen, jedoch nicht im Land umherreisen. Das Risiko, irgendwo im Land festgehalten zu werden ist uns zu groß. So verbringen wir die nächsten 11 Tage in der (noch) Hauptstadt Jakarta.

„Noch“, denn die Regierung lässt eine neue Metropole erbauen, die künftig die neue Hauptstadt Indonesiens werden soll. Jakarta hat nämlich ein riesiges Problem. Die Stadt mit 10,5 Millionen Einwohnern (inzwischen dürften es vermutlich über 11.000.000 sein) auf der Insel Java versinkt allmählich im Meer.

Um zu zeigen, dass die 3 Hauptinseln Indonesiens, Java, Sumatra und Borneo den selben Stellenwert haben, hat die Regierung entschieden, die neue Hauptstadt nicht auf Java, sondern auf Borneo entstehen zu lassen. Die durch Waldbrände und Rohdung ohnehin schon stark gebeutelte Insel muss nun also auch noch für eine neue Megametropole Platz machen. Angeblich soll die neue Hauptstadt namens Nusantra, immerhin eine der grünsten Metropolen der Welt werden – lassen wir uns überraschen. Nun aber zurück ins hier und jetzt, nach Jakarta.

So sieht es in weiten Teilen entlang der Bahnstrecken Jakartas aus.
Viele der ärmeren Menschen wohnen direkt an den Gleisen in Blechhütten.

Hier ist es auf den ersten Blick alles andere als „grün“. Nach der Landung am Flughafen und der Zugfahrt in die Stadt sehen wir ganz andere Bilder. Vor allem Bilder von Armut und von Müll. Das haben wir so noch nicht gesehen in Südostasien und müssen das Gesehene erst einmal sacken lassen. Nach rund 1,5 Stunden mit dem Zug und dem Commuter Train erreichen wir endlich unsere Wohnung, die wir für die nächsten 6 Tage gemietet haben. Wir gehen nur noch einmal raus, um etwas essbares aufzusuchen. Wir werden an einem Straßenstand fündig, bei dem wir etwas Reis mit Hähnchen kaufen. Einmal „not spicy“ bitte, hat der junge Verkäufer allerdings irgendwie missverstanden. Das Hähnchen ist so scharf, dass Melina es nicht essen kann.

Der Blick aus unserer Wohnung in Kramat.

Street Photography in Jakarta

Den nächsten Tag starte ich allein und ziehe mit meiner Kamera durch das Kramat-Viertel rund um unsere Unterkunft. Nach einem ersten vorsichtigen herantasten, merke ich recht schnell, wie aufgeschlossen und freundlich die Menschen hier sind. Sie haben nichts dagegen fotografiert zu werden, sondern posen zum Teil extra für die Kamera. Nach etwa einer Stunde bin ich bereits wieder zurück mit einer Handvoll toller Fotos. Angesteckt durch diese Atmosphäre schieße ich die nächsten Tage unzählige Street Portraits von allen möglichen Menschen in verschiedenen Vierteln.

Street Photography fällt mir in Jakarta besonders leicht und es macht Spaß mit den Menschen in Kontakt zu treten. Ob in Glodok, der China Town Jakartas, der Altstadt oder einfach nur in den schmalen Wohnvierteln zwischen den großen Hauptstraßen. Überall fühlen wir uns willkommen und gut aufgehoben und es kommt immer wieder zu kleinen Unterhaltungen oder wir müssen mal mit jemandem live auf Tik Tok gehen und ins Handy von jemandem winken.

PlayStation wird genauso auf der Straße gezockt…
… wie eine Partie Schach.
Radfahren auf dem Fatahillah-Platz gehört zu einer beliebten Beschäftigung der Indonesier.

Essen in Jakarta

Aber nicht nur auf der Straße entstehen witzige Situationen, sondern auch beim Essen. Die Einheimischen essen in sogenannten Warungs. Das sind kleine Imbisse, in denen es Speisen in Bufett Form gibt. Du suchst dir aus was du möchtest und kannst ganz nach Belieben deinen Teller zusammenstellen. Das Grundgericht besteht dabei aus Reis. Dazu kannst du zwischen Fisch, Fleisch, Gemüse, Kartoffeln, Eiern in scharfer Soße und vielem mehr wählen. Ein voller Teller kostet gerade einmal knapp 1,60 € und man ist nach den Portionen wirklich satt.

Ein typisches Warung von außen.
Von innen vielleicht nicht besonders einladend…
…dafür aber sehr gutes Essen zu einem fairen Preis.

Dadurch, dass nur selten Touristen in die Warungs gehen, ist das mit der Verständigung nicht ganz so leicht. Aber dadurch, dass man das Essen hinter der Scheibe sieht, kann man einfach darauf zeigen. Mehrfach entstehen so lustige „Diskussionen“ mit Händen und Füßen zwischen uns und den Verkäufern. Häufig mischen sich auch andere Gäste mit ins Gespräch ein und jeder versucht mit seinen „Sprachbrocken“ etwas beizutragen. Am Ende landet aber immer das Bestellte auf dem Teller, wenn es auch häufig ziemlich scharf ist.

Der Verkäufer bereitet uns einen frischen Ketoprak zu.

Aber auch das Street Food in Jakarta kann sich sehen lassen. Besonders zwei Gerichte haben unsere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Bei beiden handelt es sich um Salate. Zum einen Gado Gado, ein leicht gekochter Gemüsesalat, der mit einer süßen Erdnusssoße verfeinert wird. Zum anderen Ketoprak, eine Art Tofu-Salat. Typische Zutaten sind frittierter Tofu, hart gekochte Eier, Reiskuchen, Reisfadennudeln, Bohnensprossen, Kohl und Gurken. Die Erdnusssoße darf natürlich auch hier nicht fehlen. Ebenso typisch für Jakarta sind die Krupuk, Krabbenchips, die es zu fast jedem Gericht gibt.

Ketoprak
Gado Gado

Zugegeben, die Zusammenstellungen klingen recht gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich schmecken uns aber beide Varianten wobei wir jedoch Ketoprak klar favorisieren.

Der alte Hafen Sunda Kelapa

Die alten Holzschiffe sind größtenteils noch in Betrieb.
Im Hafen kann man sich frei bewegen. Ohne Anmeldung oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen.

Ein weiteres Highlight Jakartas ist der alte Hafen Sunda Kelapa. Dort werden alte Holzschiffe noch ganz klassisch beladen. Es gibt keine Hilfsmittel wie Gabelstapler oder ähnliches auf den Schiffen. Die Ware wird auch nicht in Containern auf die Kähne geladen, sondern alles wird per Kran und purer Muskelkraft an Deck gebracht. Die LKW fahren bis an die Kaimauer und ab da kommen die Packer ins Spiel, die die Säcke von den Trucks in Netze packen, welche anschließend von einem Kran auf die Schiffe gelangen. Bei uns in Europa wäre so etwas heute undenkbar.

Ein Knochenjob.
Alles, was aufs Schiff kommt, muss von den Arbeitern erst auf die Netze gepackt werden.

Es ist wie die Reise in eine vergangene Zeit und es ist wirklich sehr interessant zu beobachten, wie hier gearbeitet wird. Aber es ist auch ein wahrer Knochenjob und ich möchte im Leben nicht mit den Jungs hier tauschen, die täglich von morgens bis abends bei brütender Hitze alles geben.

Der Kahn ist abgesoffen.
Doch die Ladung muss gerettet werden.

Pulau Pari

Wie anfangs bereits erwähnt, bleibt uns das Reisen durch Indonesien aufgrund der noch herrschenden Corona-Auflagen verwehrt. Doch einen kleinen Ausflug auf eine Insel vor Jakarta unternehmen wir dann doch noch. Bisher hat erstaunlicherweise auch noch niemand nach unseren Impfpässen oder ähnliches gefragt.

Mit einem Speedboat starten wir morgens vom Marina Ancol in Jakarta in Richtung Pari. Die rund 2 stündige Überfahrt verlangt wieder einiges von mir ab. In dem stickigen Boot wird man ordentlich durchgeschüttelt und ich muss mich bei der Ankunft auf der Insel erst einmal sammeln. Wir schlendern langsam über die nicht allzu große Inseln durch ein kleines Dorf und weiter durch einen kleinen Dschungel Abschnitt, der allerdings nicht besonders abenteuerlich daherkommt, da die Wege gepflastert sind und es eher an einen Parkspaziergang erinnert.

Nach einer guten viertel Stunde erreichen wir den Star Beach. Ein kleiner, schön gepflegter Strandabschnitt, für den wir ein paar Rupien Eintritt zahlen müssen. Für umgerechnet etwa 0,30 Euro haben wir einen kompletten Strand inkl. Hängematten für uns allein. Ein guter Deal.

Von der lärmenden Großstadt Jakartas sind wir gefühlsmäßig gerade Meilen weit entfernt. Wir genießen die Ruhe, den feinen Sand und das türkis blaue Meer. Wer hätte gedacht, dass man vor der Küste Jakartas eine solche Ruheoase vorfindet? Für ein paar Cent kaufen wir uns noch einen leckeren Eiskaffee an einem kleinen Shop am Beach. Im Gegensatz zu Europa werden hier am Strand keine Unsummen auf die Getränkepreise draufgeschlagen. Wir lassen es uns eine ganze Weile gutgehen, bis wir langsam wieder aufbrechen müssen, um zum Hafen zu gelangen, von wo aus unsere Rückreise startet.

Die Kids haben uns am Ende noch am Strand besucht und sich über ein paar Kekse gefreut.

Auf der Rückfahrt ergattern wir einen Platz im Freien auf dem oberen Deck. Die frische Luft tut wirklich gut und der Seegang setzt mir im Gegensatz zur Hinfahrt kaum zu. Im Hafen angekommen, warten schon dutzende Taxi-Fahrer auf uns, die uns zu gerne nach Hause fahren würden. Wir werden uns jedoch nicht einig und so starten wir erstmal zu Fuß. Irgendwo außerhalb des Hafens werden wir schon einen Tuk Tuk Fahrer oder ein günstigeres Taxi finden. In einer Sache sind wir uns auf jeden Fall einig. Die knapp 4 Kilometer nach Hause werden wir nicht komplett zu Fuß zurücklegen, zumal wir nach dem langen Tag inzwischen ziemlich erschöpft sind.

Wie immer kommt es anders und irgendwann sind wir so weit gelaufen, dass wir uns sagen, die letzten Kilometer können wir jetzt auch noch gehen. Wir machen noch einen letzten Halt und essen zum Abschluss noch ein, für Jakarta typisches Nudelgericht, das auf den etwas komischen Namen Mee Goreng Gila hört. Mee Goreng sind gebratene Nudeln mit Gemüse, Soße und Gila ist eine einfache Wurst, die ins Essen geschnibbelt wird. Sehr lecker und der perfekte Abschluss unserer Indonesien-Reise. Trotz anfänglicher Enttäuschung, nicht wie geplant einen Monat durch Indonesien reisen zu können, haben wir uns mit den Gegebenheiten arrangiert und das Beste aus der Situation gemacht.

Abschied aus Südostasien

Heute ist der Tag gekommen, an dem wir Asien verlassen. Nach acht Monaten verlassen wir diesen wundervollen Kontinent und kehren vorerst nach Europa zurück. Wir haben die Zeit auf diesem Teil der Erde so unfassbar genossen. Erlebten aber auch Situationen, in denen wir die Nase voll hatten und uns europäische Standards herbeisehnten. Trotzdem, jetzt wo wir am Flughafen von Jakarta stehen und auf unsere Maschine warten, wird mir bewusst, wie schön die vergangenen Monate doch waren und wie sehr ich all das vermissen werde. In Asien ticken die Uhren einfach anders, es ist oft laut, chaotisch und wuselig, aber genauso ist es auch ruhig, unglaublich entspannend und inspirierend. Man muss sich einfach darauf einlassen, auf die Natur, die Menschen und das Essen, dann steht einer tollen Zeit auf diesem Kontinent nichts im Wege.

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