Travel Notes #32: Vietnam – Hanoi und Sapa

Titelfoto: Die Long-Biên-Brücke verbindet die Stadtteile Long-Biên, Hoàn Kiếm und Ba Đình.

Da die Busfahrt von Luang Prabang nach Hanoi sehr lang und vermutlich dementsprechend auch nervenaufreibend wäre, entscheiden wir uns für den Flieger. In gerade einmal knapp 2 Stunden geht es für uns nach Vietnam und obwohl die Flugzeit relativ kurz ist, gibt es an Bord gratis Verpflegung für die Reisenden. Bei unserer Ankunft am Flughafen werden wir nach vielen Wochen mit etwas konfrontiert, was wir schon fast vergessen hätten – Regen und Gewitter.

Das ist zwar nicht weiter schlimm, trotz allem aber eine kleine Umgewöhnung. Wir haben norddeutsches Schietwetter und es ist bereits dunkel. Mit einem Linienbus müssen wir nur noch etwa 30 Minuten in die Stadt fahren. Die letzten hundert Meter zu unserem Gasthaus meistern wir mit unserem Gepäck zu Fuß durch die wuseligen Gassen der Stadt. Und dann müssen wir es erst einmal finden. Denn dort, wo eigentlich unsere Unterkunft sein soll, ist nur eine kleine Modeboutique.

An der Wand befindet sich nur eine Klingel, die wir ausprobieren, doch niemand öffnet oder kommt heraus. Wir gehen in den Laden und fragen die Verkäuferin, ob sie uns weiterhelfen kann. Tatsächlich schickt sie uns durch einen kleinen Eingang, der sich neben ihrem Verkaufstresen befindet. Etwas komisch ist das schon. Aber hinter dem Laden und nach ein paar Räumen, die wir durchqueren, erreichen wir tatsächlich die Unterkunft, die völlig versteckt in diesem langen Gebäude liegt. Irgendwie erinnert mich das Ganze an Thriller, wo in verqualmten Hinterzimmern krumme Dinger gedreht werden. Doch die Bleibe erweist sich als überraschend sauber und komfortabel und sogar Pay TV inklusive Bundesliga gibt es hier. Ganz so schlecht haben wir es also nicht getroffen.

Eine Blumenverkäuferin in der Altstadt.
Egg Coffee ist eine ursprünglich eine Spezialität Hanois.
Inzwischen findet man den Kaffee aber genauso wie “Banh Mi” (Sandwiches) in ganz Vietnam.

An den zuvor erwähnten Regen und den ewig grauen Himmel müssen wir uns wohl gewöhnen. Bis auf wenige Ausnahmen ist es während unseres Aufenthalts in Hanoi immer diesig und es besteht immer die Gefahr, sich einen nassen Hintern zu holen. Trotzdem sind wir täglich auf den Straßen und in den Gassen unterwegs. Ich bin direkt fasziniert vom Trubel und geschäftigen Treiben der Vietnamesen. In der Altstadt befinden sich unzählige kleine Geschäfte in denen du buchstäblich alles kaufen kannst, was du zum Leben brauchst. Die Straßen sind dabei ein bisschen kategorisiert. In der einen Straße findest du nur Läden mit Kartonagen und Klebeband, in der nächsten Straße gibt es nur Süßigkeiten und noch eine Straße weiter bekommst du nur T-Shirts. Das ist irgendwie crazy, aber gleichzeitig auch interessant.

Das alte Stadttor Quan Chuong von Hanoi. Erbaut im Jahre 1749.

Und obwohl Melina nicht unbedingt der Städte-Freund ist, beschließen wir, unseren Aufenthalt um eine Nacht zu verlängern. Im Internet wird einem oft dazu geraten, erst nur 2-3 Nächte zu buchen und wenn du mit deinem Zimmer zufrieden bist, kannst du ganz einfach verlängern. Genau das dachten wir uns auch. Doch da haben wir uns schön selbst angeschmiert. Natürlich ist die Unterkunft ausgebucht und so müssen wir uns für eine Nacht eine neue Bleibe suchen. Das ist in der Altstadt Hanois zwar nicht weiter schlimm, da es an jeder Ecke genug Unterkünfte in jeder Preisklasse gibt, aber ein bisschen nervig und zeitaufwendig ist es schon.

Vietnamesische Architektur.
Einer der wichtigsten Einrichtungsgegenstände in Vietnamesischen Haushalten und Geschäften – der Fernseher.

Wir checken in der einen Unterkunft aus und gehen die 190 Meter weiter zur nächsten. Diese entpuppt sich leider als weniger attraktiv als die alte und ist eine regelrechte Ranzbude. Das Zimmer stinkt nach Schimmel, die Decke scheint jeden Augenblick herunterzukommen und das Mobiliar hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Einziger Pluspunkt ist eine Steckerleiste, in der die europäischen Stecker einigermaßen festsitzen. Was soll’s? Für eine Nacht wird es schon gehen. Wir müssen ohnehin in aller Frühe aus den Federn, denn wir fahren mit dem Bus in den Norden nach Sapa.

Sapa – Wo die Welt noch in Ordnung zu sein scheint

Die 6 stündige Fahrt nach Sapa ist relativ bequem. In einem Sleepingbus fahren wir meistens über Autobahnen, nach denen sich die Laoten vermutlich die Finger lecken würden. Trotzdem empfinde ich die Fahrt irgendwann als relativ anstrengend, weil ich als Europäer ein bisschen sehr eingeengt im Sitz klebe und mir langsam aber sicher die Beine weh tun.

Auf Dauer nicht die schönste Art zu reisen.

Bei unserer Ankunft in Sapa werden wir schon sehnsüchtig von Frauen mit auf den Rücken geschnallten Babys erwartet, die gegen einen kleinen Obolus ein Foto von sich machen lassen möchten. Ich kann die Menschen durchaus verstehen, dass sie die ankommenden Touristen bei der Ankunft regelrecht überfallen, um sich ein paar Dong zu verdienen. Doch nach langen Touren bin ich für so etwas alles andere als empfänglich und dementsprechend genervt von solchen Aktionen.

Wir sehen zu, dass wir die Menschenmenge verlassen und zum Gasthaus kommen. Dieses liegt an einem Hang mit einer atemberaubenden Aussicht über die unglaubliche Landschaft Sapas. Der perfekte Ort, um nach dem Trubel Hanois ein bisschen die Seele baumeln zu lassen.

Sapa ist vor allem für seine vielen Stämme und Ethnien bekannt, die zumeist auf den Reisfeldern arbeiten. Außerdem tragen sie vielerorts noch ihre traditionellen Kleider, die sich von Stamm zu Stamm in Farbe und Muster unterscheiden. Durch einen Tipp unserer netten Gastgeberin machen wir eine mehrstündige Wanderung durch das Sapa-Gebirge und passieren dabei kleine, abgeschiedene Dörfer. Die Menschen, die hier leben, bekommen vermutlich nur selten Touristen zu Gesicht, denn sie sind oftmals sichtlich überrascht, wenn sie uns sehen. Aber sie begegnen uns immer sehr freundlich mit einem Lächeln.

Für einen etwas größeren Ausflug am nächsten Tag mieten wir uns einen Roller, um ein paar weiter entlegene Orte zu besuchen. Einige Kilometer von Sapa entfernt befinden sich etwas kleinere Dörfer wie z.B. Cat Cat, die stark auf den Tourismus setzen und dementsprechend überfüllt sind und so scheint es uns, dass auch ein wenig das Traditionelle verloren geht. Hier muss man beispielsweise sogar Eintritt zahlen, um sich das Dorf anschauen zu können. Nichts für uns.

Endstation mitten im Dorf. Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter.

Wir lassen diese Orte schnell hinter uns und fahren weiter durch das scheinbar nicht enden wollende Gebirge, bis wir rein zufällig in einer Ansammlung von vielen Menschen jeden Alters in traditionellen Trachten landen. Was genau sie auf dem Berg treiben, wissen wir nicht. Es herrscht eine etwas merkwürdige Stimmung und gefühlt alle trinken gemeinsam etwas aus Plastikflaschen, das sie sich aus großen Kanistern abfüllen. Die englische Sprache ist hier nicht so weit verbreitet wie anderswo, wir finden aber ein paar junge Mädchen, die ein bisschen englisch können und sie erklären uns lachend, dass wir soeben eine Beerdigung gecrasht haben und dass es sich bei dem Getränk in den Plastikbuddeln um Reiswein handelt.

Eine vietnamesische Beerdigung.
Trotz des traurigen Anlasses lächelt das junge Mädchen. Das liegt vielleicht auch am Sake.

Ein bisschen peinlich berührt sehen wir zu, dass wir zügig Land gewinnen und die Menschen nicht länger bei der Zeremonie stören. Wir fahren weiter und passieren auf dem Weg zu einem Wasserfall unzählige, mehr oder weniger kitschige Bauten, die speziell für Instagram-Fotos errichtet zu sein scheinen.

Kaum ein Tourist verirrt sich zum dem Wasserfall und so haben wir den Ort fast für uns allein. Für 20.000 Dong pro Person kann man den netten, nicht ganz so spektakulären Wasserfall besichtigen. Nach einer kleinen Pause fahren wir noch nach Ta Van, eines der Dörfer, das man unbedingt gesehen haben muss, versichert man uns.

Auf der Fahrt nach Ta Van hat man einen tollen Blick über das Tal mit den unzähligen Reisterrassen.

Bei unserer Ankunft sind wir jedoch alles andere als begeistert. In dem kleinen Ort wimmelt es von Touristengruppen, alles was irgendwie geht, wurde zu Gasthäusern umgebaut und ein Hotel ragt über alle umliegenden Häuser, das architektonisch so gar nicht in die Dorfidylle passt. Überall, wo man hinschaut, sind Baustellen, Straßen werden aufgerissen, es ist staubig. Wir befürchten, dass hier ein ähnliches Touristendorf wie Cat Cat entsteht. Insgesamt hätten wir uns die Tour dorthin schenken können und sehen uns einmal mehr darin bestätigt, dass längst nicht alles „must see“ ist, was dir im Internet vorgegaukelt wird.

Eine kleine Windmühle begrüßt die Gäste in Ta Van.

Die Region rund um Sapa ist durch das Gebirge, die vielen Reisfelder und den traditionell lebenden Menschen absolut sehenswert und wir haben den Aufenthalt sehr genossen. Die meisten Touristen Hotspots hätten wir uns aber schenken können. Es lohnt sich immer, sich auch mit den Hosts oder Locals in den Unterkünften zu unterhalten, da du so oftmals interessantere Tipps als im Internet bekommst. Nach ein paar Tagen in den Bergen geht es nun über Hanoi erstmal auf eine Insel. Welche das ist, erfährst du demnächst an dieser Stelle.

Wenn dir der Artikel gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn du mein Blog abonnierst. So verpasst du in Zukunft keine neuen Beiträge mehr und bist immer up-to-date.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht weitergegeben und nur für den Versand des Newsletters verwendet. Das Abonnement ist kostenlos.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.