Von Ohrid aus fuhren wir mit einem Fernbus die knapp 70 Kilometer bis nach Bitola. Inzwischen hatten wir ja schon so unsere Erfahrungen mit Hotels in Mazedonien gemacht und auch hier sollten wir nicht enttäuscht werden. Nachdem wir in Trpejca in einer 3 Sterne Unterkunft sehr luxuriös verbracht hatten, gab es im 2 Sterne Hotel in Bitola das krasse Kontrastprogramm. Das Zimmer war nicht sehr sauber, in der Dusche fanden wir noch Utensilien des Vormieters und so weiter. Zum Übernachten sollte es aber reichen.

Nachdem wir unser Gepäck ins Zimmer gebracht hatten, sind wir durch die nahegelegene “Shirok Sokak”, was soviel wie Breite Straße heißt, geschlendert. Da wir vom Reisetag relativ erschöpft waren, hatten wir uns in einer kleinen Pizzeria noch ein ordentliches Abendessen gegönnt und sind dann zurück ins Hotel.

Am nächsten Tag hatten wir den “Bezisten”, einen überdachten Markt und den türkischen Basar auf dem Zettel. Der überdachte Markt stellte sich aber als eine riesige Enttäuschung heraus. Die meisten Läden standen leer und die zwei, drei Geschäfte die geöffnet hatten, waren für uns uninteressant.

Der Basar war da schon interessanter. Dieser liegt in einem türkischen Viertel mit vielen kleinen Läden. In den Gassen saßen Männer, die Karten spielten und Frauen, die Sachen verkauften. Es gab einen großen Markt für Obst und Gemüse. Hier lauerten wieder einige gute Fotomotive. Da ich inzwischen auch weniger Berührungsängste mit den Einheimischen hatte, fragte ich auf dem Markt nun einige Leute, ob ich sie fotografieren dürfte. Bis auf eine “Abfuhr” während meiner gesamten Reise, hatte niemand etwas dagegen.


Das alte Dorf Malovište – Ein ganz besonderes Abenteuer

Für einen Tag hatten wir uns vorgenommen, nach Malovište zu fahren. Meine Frau hatte das Dorf durch einen Tipp im Internet gefunden. Die Fahrt dort hin stellte sich aber als nicht ganz unkompliziert heraus. Theoretisch hätte man mit dem Bus zumindest in die Nähe fahren können, aber dann ab der Bundesstraße einen knapp 4 Kilometer langen Fußmarsch in Kauf nehmen müssen. Wir entschieden uns für eine Taxifahrt. Wir handelten einen akzeptablen Preis bei einem Fahrer heraus.
Als wir im Vehikel saßen sagte ich zu meiner Frau, das der Typ den Preis pro Person meinte. Er fuhr uns ein paar Kilometer durch Bitola und meinte dann nochmal explizit, das sein Preis pro Person gelte. Da wir damit aber nicht einverstanden waren, schmiss er uns an der Straße heraus. Dort stand ein anderes Taxi. Der Fahrer verstand weder Deutsch noch Englisch. Mit Händen und Füßen konnten wir uns aber einigen und er fuhr uns in das Dorf. Wo genau das lag, wusste er allerdings auch nicht und musste zwischendurch einen Treckerfahrer nach dem Weg fragen.

Im Dorf angekommen, fühlten wir uns gut 100 Jahre zurückversetzt. Nur am Ortseingang standen noch ein paar Autos. Es gab keine richtigen Straßen, sondern nur noch kleine Gassen mit verfallenen Häusern. Menschen waren so gut wie nicht zu sehen. Nur ein Bauer, der mit seinen Pferden aus den Bergen zurückkehrte. Außer Hunden, Katzen und Hühnern war hier niemand unterwegs. Ab und zu hörte man mal ein paar Stimmen in den Häusern, das war es dann aber auch.

Wir verbrachten fast 2 Stunden in dem Dorf und ließen die Ruhe einfach auf uns wirken. Da keine Straße durch den Ort führte, brauchten wir hier auch nicht auf ein Taxi warten. Wir liefen die 4 Kilometer zur Bundesstraße zurück und wollten dort unser Glück versuchen, ein Taxi zu ergattern. Leider kam nicht ein einziges Taxi vorbei. Den letzten Bus hatten wir vorher um wenige Minuten verpasst. Im Dunkeln die Bundesstraße entlang gehen kam für uns aber auch nicht in Frage.

Die letzte Option war trampen. Erst zögerten wir noch, den Daumen raus zu halten, aber eine andere Idee hatten wir nicht. Einige Meter entfernt hielt irgendwann ein Wagen, der scheinbar auf jemanden wartete. Wir gingen zu dem Mann um ihn zu fragen, ob er uns ein Taxi bestellen könnte. Leider sprach er kein Englisch, aber er verstand zumindest unser Problem. Er rief jemanden an und hielt das Handy meiner Frau hin. Am anderen Ende der Leitung sagte derjenige, dass uns jemand abholen würde. Ein bisschen Schiss hatten wir schon. Wer würde da jetzt wohl vorbei kommen und uns einfach mal nach Bitola fahren?
Es war der Bruder des Typen, der an der Straße stand, der mit seiner Frau und seiner Tochter vorbei kam. Während ich vorne auf dem Beifahrersitz Platz nahm, saß meine Frau hinten mit der Frau und der Tochter und sie begannen, sich auf Englisch über Gott und die Welt zu unterhalten. Rückblickend eine absolut tolle Erfahrung. Wir waren wirklich geflasht von dieser Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Am Ende wollten sie nicht einmal Spritgeld von uns annehmen. Diese Fahrt werden meine Frau und ich so schnell nicht mehr vergessen.
Den Abend ließen wir dann bei ein paar Bier und geschmolzenem Käse im Bourbon Street Pub ausklingen.


Über Skopje zurück nach Hause
Unsere letzte Etappe führte uns dann wieder zurück nach Skopje, von wo aus wir zurück flogen. Abends hatten wir uns dann noch ein bisschen was gegönnt. Es gab das Nordmazedonische Nationalgericht Tavche Gravche, einen Bohnenauflauf und Pommes mit Käse. Dazu natürlich Bier und anschließend probierten wir in einer Cocktailbar noch einige Rakija-Varianten.
Für die eine Nacht hatten wir uns in einem Hostel ein Zimmer gemietet. Es war cool und modern eingerichtet und auch die Bewertungen im Internet waren gut. Als um 3:00 Uhr nachts der Wecker klingelte, folgte der Schock. Der Boden und die Wände waren übersäht mit kleinen Käfern. Sogar in unseren Rucksäcken saßen die kleinen Viecher. Wir schüttelten unsere Gepäckstücke aus und sahen zu, dass wir schnell rauskamen. Im Treppenhaus machten wir dann auch noch Bekanntschaft mit einer riesigen Schabe. Vielleicht hätten wir einfach noch mal in dem Hotel einchecken sollen, in dem wir bei unserem ersten Aufenthalt in Skopje gewohnt hatten.
So endeten zwei Wochen voller Abenteuer und Erlebnisse. Wir haben uns auf Anhieb in Nordmazedonien verliebt. Die Landschaften, das gute Essen und zu guter Letzt die netten Menschen haben unseren Aufenthalt in dem kleinen Balkan-Staat unvergesslich gemacht. Es war ganz sicher nicht unser letzter Besuch in Nordmazedonien.








