Street Notes #12: Photo Walk mit einem Fremden

Exif-Daten Titelfoto: Kamera: Fujifilm X-Pro 2, Objektiv: Fujifilm XF23mmF2 R WR ISO: 2500, Brennweite: 23mm, Blende: f/4.0, Verschlusszeit: 1/500 Sek.

Wenn mich jemand fragt, ob ich lieber allein oder in einer Gruppe fotografiere, antworte ich recht schnell „allein“. Bin ich mit einer oder mehreren Personen unterwegs, fällt es mir oft schwer, mich auf das Geschehen um mich herum zu konzentrieren. Aber ist das wirklich so, oder entwickelt sich durch das Fotografieren in einer Gruppe kurzerhand eine andere Dynamik?

Meine Frau Melina und ich sind erst in Siem Reap, Kambodscha angekommen. Wir studieren eine Tafel mit einem Stadtplan entlang des Flusses, als uns ein Fremder anspricht und fragt, ob er uns helfen kann. Ich bin in solchen Situationen immer eher skeptisch und zurückhaltend. Doch der Fremde, der sich als Mike vorstellt, trägt eine Nikon DSLR um den Hals. So verkehrt kann er also nicht sein. Nach einem kurzen Schnack und ein paar Empfehlungen für die Stadt, möchte er zu einem lokalen Markt weiterziehen.

Spätestens hier würden sich unsere Wege wohl trennen, hätte Melina Mike nicht gefragt, ob wir uns an ihn heran heften dürfen. Zu Fuß ziehen wir entlang einer scheinbar endlosen Hauptstraße in Richtung Markt, doch langweilig wird es nicht. Interessiert hören wir uns Mikes Geschichten an. Länder wie Ägypten, Kanada, Mexiko, Vietnam und Thailand waren schon sein Zuhause. Aktuell ist es Kambodscha. Mit der Kamera fotografiert er gerne Tempel und rein zufällig auch Street – sehr sympathisch der Mann.

An der letzten Kreuzung vor dem Markt, sitzt eine alte, offensichtlich obdachlose Frau am Straßenrand. Mike fackelt nicht lang und greift zur Kamera, spricht sie an und macht zwei, drei Fotos von ihr. Er bedankt sich, gibt ihr ein paar kambodschanische Riel und die Wege trennen sich wieder. Ich bin beeindruckt und beneide ihn, wie leicht ihm der Umgang mit Fremden fällt.

„Das ehrliche Lächeln der Kinder und die Geschichten der Alten“

Das sind die Motive, die Mike sucht und auf dem Markt findet. Mit seiner offenen und sympathischen Art spricht er weitere Menschen an und macht Portraits von ihnen, als wäre es das normalste auf der Welt. Anfangs habe ich noch ein wenig Berührungsängste, doch es dauert nicht lang, bis Mikes Leichtigkeit mich ansteckt und ich es auch versuche.

Fujifilm X-Pro 2, XF23mmF2 R WR, ISO: 1000, Blende: f/2,0, Verschlusszeit: 1/500 Sek.

Die Menschen in Kambodscha genießen es teilweise regelrecht, wenn sie um ein Foto gebeten werden. Mit einem Lächeln im Gesicht lassen sie sich von uns fotografieren. Während ich in Deutschland nie Kinder fotografiert habe, freuen sich die Kinder hier über unser Interesse. Langsam entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik und ich suche nach eigenen Motiven und spreche die Leute an. Ohne Mike hätte ich diese Erfahrungen wohl nicht gemacht.

Fujifilm X-Pro 2, XF23mmF2 R WR, ISO: 200, Blende: f/2,0, Verschlusszeit: 1/680 Sek.
Fujifilm X-Pro 2, XF23mmF2 R WR, ISO: 320, Blende: f/2,0, Verschlusszeit: 1/100 Sek.

Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er uns mitgenommen und mir einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hat, denn diese Begegnung prägt mich bis heute. Fremde Menschen um ein Foto zu bitten, kostet mich zwar nach wie vor Überwindung, doch ist die Hemmschwelle seit der Begegnung mit Mike eine ganze Ecke gefallen.

Fujifilm X-Pro 2, XF23mmF2 R WR, ISO: 320, Blende: f/2,0, Verschlusszeit: 1/100 Sek.
Fujifilm X-Pro 2, XF23mmF2 R WR, ISO: 200, Blende: f/2,0, Verschlusszeit: 1/750 Sek.

Die Frage, ob ich lieber allein oder in der Gruppe fotografiere, ist also nicht mehr so leicht zu beantworten.

Wenn du mehr über Mike erfahren möchtest, besuche gerne seinen Instagramm-Account unter mikeda789.

2 Kommentare zu „Street Notes #12: Photo Walk mit einem Fremden

  1. Das finde ich gut, dass du jetzt auch diese Fotos von den Einheimischen machst.
    Bei uns ist das ja sehr schwierig und wird nicht so gehandhabt. Hier fotografiere ich auch keine Kinder , schon gar nicht für das ,Netz,.

    1. Hallo Angela, vielen Dank für dein Feedback. Das mit den Fotos von Kindern ist wirklich immer so eine Sache, da ja leider auch viele A….löcher im Netz unterwegs sind. Auf der anderen Seite gehören sie ja auch zum Stadtbild und zum Leben dazu. Ich habe auch lange überlegt, ob ich die Bilder veröffentlichen soll oder nicht. Aber die Kinder sind in Südostasien allgegenwärtig und ohne die Bilder, würde man die Straßen nicht zeigen, wie sie wirklich sind.

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