Street Notes #9: In Hamburg sagt man Tschüss

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4 Minuten

Meinen letzten Besuch für lange Zeit in Hamburg habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Viele Photowalks allein oder mit Freunden haben mich in die Metropole an der Elbe geführt, doch nun ist fürs erste Schluss damit.

Pandemie, Krieg, Inflation: Das alles nagt an den Geldbeuteln der Bundesbürger. Um diese ein wenig zu entlasten, hat die Regierung grünes Licht für das 9€ Ticket im ÖPNV gegeben. Ich hätte mir ja eigentlich denken können, dass am Pfingstwochenende dementsprechend der Bär auf den Bahnsteigen los ist. Offensichtlich war ich in dieser Beziehung etwas zu naiv.

Am besten gleich wieder umdrehen

Am Bremer Bahnhof angekommen, war ich tatsächlich kurz am Überlegen, direkt wieder den Heimweg anzutreten. Völlig überfüllte Bahnsteige. Menschen und Gewusel soweit das Auge reicht. Als der Metronom einfährt und die Türen öffnet, gibt es bei den Menschen kein Halten mehr. Alles und Jeder prügelt sich irgendwie in den verdammten Zug. Ich gucke mir das Treiben ein wenig von außen an und gehe dann gleich zurück, dachte ich. Doch plötzlich finde ich mich doch im Zug wieder und ergatterte sogar noch einen Sitzplatz neben einem Mann, der netterweise seinen 60 Liter Backpack auf seinen Schoß nimmt.

Mindestens genauso bescheuert wie das Gedrängel in Bremen, ist es dann auch in Hamburg. Völlig überfüllte Bahnsteige. Keine Chance, den Bahnhof überhaupt zu verlassen. Ich gucke mir das Theater eine ganze Weile an, bis der Tross sich allmälig auflöst und mache mich auf den Weg zur U-Bahn.

Flohmarkt in der Flohschanze

Vor einem Monat war ich bereits mit Felix und Philipp auf dem Flohmarkt im Schanzenviertel. Der hatte es mir irgendwie angetan. Hier kann ich ein paar gute Fotos zum „Warmschießen“ machen, denke ich. Aber so richtig will der Funke dieses Mal nicht überspringen. Es sind einfach keine Hammermotive dabei bzw. habe ich sie nicht gesehen.

Unweit des Flohmarktes befindet sich die U-Bahn Station Feldstraße, die durch ihre bunten Fenster interessante Motive bietet, wenn denn die Sonne richtig steht. Als ich dort ankomme, steht sie natürlich nicht richtig. Es werden nur dünne Linien auf den Boden geworfen mit denen ich kaum etwas anfangen kann. Das war dann wohl nichts. Ich steige in die U3, um in die Stadt zu fahren. Da würde sich sicherlich etwas ergeben. Doch nach nur einer Station ist Feierabend. Aufgrund eines Brandes bei den Landungsbrücken müssen alle Fahrgäste die U-Bahn verlassen und zu Fuß weitergehen. Das ist zwar nicht weiter tragisch für mich, aber irgendwie passt es zum bisherigen Tag.

Reizüberflutung in der Innenstadt

Die Stadt ist komplett voll. Egal in welcher Ecke, es ist einfach überall voll. So langsam fühle ich mich auch nicht mehr wohl. Ich kämpfe inzwischen mit einer Reizüberflutung. Es fällt mir schwer, mich auf Motive oder Szenen zu konzentrieren, weil einfach viel zu viele Menschen auf einem Haufen unterwegs sind. Mein Plan, irgendwo gemütlich einen Kaffee zu trinken zerschlägt sich damit auch. Eine kalte Cola aus einem Kiosk muss ausreichen. Inzwischen habe ich die Kamera quasi nur noch zur Zierde in der Hand. Ich schaffe es heute einfach nicht, in einen „Flow“ zu kommen.

Da kann so ein bisschen Inspiration aus Fotobüchern manchmal ganz hilfreich sein. Zeit für einen kleinen Schlenker zum Buchladen der Deichtorhallen. Der nächste Griff ins Klo. Der Laden hat geschlossen, weil laut Aussage eines Mitarbeiters der Ausstellung einfach niemand zur Arbeit erschienen ist. Was soll ich sagen? Es passt einfach zum bisherigen Tag und ich habe die Schnauze voll für heute.

„In Hamburg sagt man Tschüss, beim Auseinandergehn“

Wenigstens kommt der nächste Metronom gleich und ich kann bald zurück in die Heimat. Wer gedacht hat, dass es auf der Hinfahrt voll war, hat den Zug nach Bremen nicht gesehen. Ohne Rücksicht auf Verluste, drängeln sich hunderte Menschen in den Zug. Dieses Mal komme ich nur gerade so in die Tür. Es ist heiß und stickig. Dazu noch die Masken. Ich schwitze wie ein Schwein und ich kann mich kaum bewegen, weil der Zug so voll ist, wie ein Malle-Tourist auf der Schinkenstraße.

So habe ich mir meinen vorerst letzten Besuch in Hamburg wirklich nicht vorgestellt. Als hätte die Stadt gespürt, dass ich ihr für lange Zeit den Rücken kehre, hat sie mich so ein wenig rausgeekelt. Ich hoffe, dass wir uns wieder vertragen, wenn ich eines Tages zurückkehre.

Tschüss Hamburg!

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2 Antworten zu „Street Notes #9: In Hamburg sagt man Tschüss“

  1. Da ging ja wohl wirklich alles schief! Aber tröste Dich,demnächst wirst Du soviele Motive finden.

    1. Ja. Wenn dann richtig… Da hast du recht. 🙂

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